Wasserburg – In punkto Rathauskonzerte geht man in Wasserburg künftig vielleicht neue Wege: Um auch jüngeres Publikum für einen Besuch der bekannten Reihe klassischer Musik zu begeistern, fand das erste Konzert des Jahres am Vormittag des Wahlsonntags statt und auch anstelle des bisherigen Kinderkonzerts. Geboten war eine „musikalische Zeitreise“ des jungen und international besetzten Kammerorchesters der Euregio Streicherakademie: So füllten die 15 Nachwuchsmusiker der „Strings in motion“ mit Präzision und freundlicher Leichtigkeit eine sehr kurzweilige Stunde mit musikalisch anspruchsvollen Darbietungen vom Barock bis zur Moderne.
Mag der ein oder andere den Besuch des Konzerts mit dem des Wahllokals verbunden haben – schließlich lagen die beiden Orte räumlich recht nah beieinander – Programm wie auch Zeitpunkt schienen den Besuchern gut gefallen zu haben. Schließlich waren die Bänke bis auf einige wenige sehr gut gefüllt. Gerade die Uhrzeit sei angenehm, meinte ein älteres Ehepaar später beim Hinausgehen, im Winter komme man abends nicht so gut aus dem Haus und der 11-Uhr-Termin sei genau richtig.
Monika Häuslmann von der Touristinfo, die die Veranstaltungen vonseiten der Stadt begleitet, zeigte sich ebenfalls positiv, denn neben den Abo-Kunden hätten sich viele erst kurzfristig für einen Besuch entschieden. Auch bezüglich des Programms habe man wohl „etwas Neues wagen wollen“, etwa mit der Darbietung des „Duo Nr. 1 für Violine & Cello“ des tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu (1890 bis 1959).
Trotz oder gerade wegen der vorherrschenden Disharmonien und Dissonanzen belohnte das Publikum die beiden Nachwuchstalente Stylianos Mastrogiannis und Paolo Tedesco mit besonderer Aufmerksamkeit und langem Applaus.
Es sei Teil der Philosophie, den jungen Musikern viel Eigenverantwortung zu übergeben, damit sie ihre eigene Klangsprache fänden und lernten, in einen musikalischen Dialog auf Augenhöhe zu treten, erklärte der künstlerische Leiter des Kammerorchesters, Christos Kanettis. „Musik ist immer ein Spiegel unserer Zeit. Vielleicht finden sich die Zuhörer in dem Aushalten von diesen Disharmonien gerade wieder“, so der Professor vom Mozarteum Salzburg. Erst 2013 ist das Orchester als länderübergreifende Initiative entstanden und will laut Initiator nicht nur Nachwuchs fördern, sondern auch Grenzen überwinden.
So kommen die Studierenden aus Deutschland, Tirol, Südtirol, Spanien, Griechenland, Italien, Malaysia und Korea und zeigten dem dankbaren Publikum in Wasserburg ihre künstlerische Reife. Dabei folgte die Auswahl der jeweils anmoderierten Stücke nicht nur den musikalischen Epochen, sondern auch den Jahreszeiten: Also startete das Ensemble mit dem „Winter“ aus den „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi mit Stylianos Mastrogiannis als Solisten, gefolgt von einer ruhigeren „Mediation“ von Tschaikowski, mit der Solistin Kalliopi Rizou.
Dem schloss sich ein fröhlicher Tanz von Felix Mendelssohn Bartholdy an mit dem ebenso fröhlichen Solisten Giorgos Banos und endete mit dem „Herbst in Buenos Aires“ des argentinischen Komponisten Astor Piazolla, wobei diesmal als Solist Denis Vasylynets spielte – stets im aufmerksamen Blickkontakt mit den weiteren Ensemblemitgliedern.
Regine Falk