In der vergangenen Folge der Serie „Vo Ort zu Ort“ wurde beim Thema Namensgebung von Flüssen und Bächen die Farbe eines Gewässers als Kriterium genannt. Bei einem sogenannten Goldbach könnte aber nicht nur die goldgelbe Färbung des Wasserlaufs eine Rolle gespielt haben, sondern auch die Möglichkeit, dort Gold zu finden und zu waschen, wie es der Sprachwissenschaftler Professor Albrecht Greule in seinem Werk „Deutsches Gewässernamenbuch“ (2013) andeutet. „Oiso, bei unserm Goidboch koo dees koa Roin gschbuit ham! Wissen S‘, warum?“, lächelt Manfred Schaulies, der ehrenamtliche Archivar des Historischen Vereins Bad Aibling. „Der heitige Goidboch hod friara Muiboch ghoassn. Der Mühlbach hod sämtliche Mühln zwischen Fong (Vagen) und Bruckmui (Bruckmühl) versorgt.“ Hierzu verweist der Archivar auf sein – wirklich monumentales – Werk „Chronik: Vagen, Mittenkirchen, Berghöfe“ aus dem Jahre 2006.
Zum Glück ist in der gegenwärtigen Jahreszeit das Wasser viel zu kalt, um insbesondere im Goldbach beziehungsweise Mühlbach der Marktgemeinde Bruckmühl eine Goldsucherei vorzunehmen. Die Namensdoppelung wird auch im Bildband „Bruckmühl und Umgebung“ erklärt, den Hartmut Giese 2006 vorgelegt hat. Der Mühlbach, so Giese, ist ein künstlich gegrabener Bach. „Der Bach betrieb früher bis zu zehn Mühlen und mehrere Hammerschmieden, bis er bei Willing mit dem Feldbach in die Mangfall mündet“. Aber: Warum existiert auch der zweite Name „Goldbach“? Hartmut Giese schreibt: „Jahrhundertelang hatte der Mühlbach für die Müller und Schmiede eine große Bedeutung. Er lieferte auch das saubere Trinkwasser; deshalb nennt man ihn heute meist Goldbach.“
Das Thema Trinkwasser spielt bei diesem Gewässer nach wie vor eine sehr große Rolle. Giese erwähnt auch die Quellen am Tuffberg bei Vagen, die dort das „Goldbacherl“ bilden. Diese Goldbachquellen in einem Wasser- und Landschaftsschutzgebiet tragen bis heute zur Trinkwasserversorgung von Bruckmühl und Vagen bei. Was der Vagener beziehungsweise Bruckmühler Mühlbach aber nicht geschafft hat, ist anderswo gelungen: der Übergang vom Bachnamen zum Ortsnamen.
In unserer Region gibt es ein Dorf Mühlbach in der Gemeinde Kiefersfelden und eine Einöde namens Mühlbach in der einstmaligen Gemeinde Tattenhausen und in der heutigen Gemeinde Großkarolinenfeld. Zur letztgenannten Örtlichkeit erfahren wir in Katharina Pronbergers „Chronik von Tattenhausen“, erschienen 2004, einige Details: Mühlbach habe sogar der historischen Hauptmannschaft Mühlbach ihren Namen gegeben, die außerdem aus den Ortschaften Alsterloh, Ester, Gutmart, Hilperting, Zweckstätt sowie Bach bestand. Bach? Ohne Zusatz?
Das war im 12. Jahrhundert nicht der Fall. Bach hieß damals Puolohspach (Traditionen Herrenchiemsee Nr. 9). „Buchlohebach“ – Bach im lichten Buchenwald. Dieser Name wäre heutzutage ein Unikat, wenn auch ein langwieriges. Dann lieber die Abkürzung „Bach“. Oder?Armin Höfer