Fantasie sticht Wissenschaft

von Redaktion

Frühjahrsausstellung des Kunstvereins Traunstein bis 25. April im Landratsamt zu sehen

Traunstein – Kann man das wissen: „Warum sind die Sterne so unregelmäßig verteilt?“. Wohl kaum. Wo doch Mensch nicht mal weiß, wie viele Sterne es überhaupt gibt. Oder wie groß das Universum ist. Wo die Wissenschaft an Grenzen stößt, ploppen naturgemäß spannende Fragen auf. Da wird der Unwissende zum forschenden Kind. Oder der Fantasievolle zum Schöpfer ganz neuer, wenn auch fragwürdiger Realitäten.

In der Frühjahrsausstellung des Kunstvereins Traunstein (KVTS), die noch bis 25. April in den Gängen des Landratsamtes Traunstein zu besichtigen ist, wurde diese Thema gebende Frage auf künstlerische Weise behandelt.

90 Arbeiten
von 70 Künstlern

Wie Herbert Stahl (Erster Vorsitzender des KVTS) in seiner Laudatio verriet, sei der kreative Auftrag dem Büchlein des Schweizer Künstlerduos Peter Fischli und David Weiß mit dem Titel „Findet mich das Glück?“ entnommen. Darin, so Stahl, hätten die beiden Künstler seltsam anmutende Fragen gesammelt, die auch jedem von uns durch den Kopf gehen könnten.

Auf die Frage nach der Ursache der so unregelmäßig verteilten Sterne entstanden im Kunstverein insgesamt 90 künstlerische „Antworten“ von 70 Künstlern. Kreative Antworten, die wieder neue Fragen aufwerfen, belustigen oder auch zum Nachdenken bringen. Es entstand Schräges, Absurdes, Gegenständliches, Narratives, Abstraktes – ganz bunt oder in Schwarzweiß, und das in den unterschiedlichsten Techniken und Formaten. Freie Kunst sticht Wissenschaft. Manche Wunder kann Mensch mit seinem Verstand nicht knacken und so wurde fantasiekräftig offen und weit gefasst interpretiert.

Beim einem Ausstellungsrundgang waren einige Künstler zugegen und standen zu ihren Werken Rede und Antwort. Clemens Büntig etwa erklärte zu seinem Werk, einem Hoch- und Prägedruck auf Büttenpapier, dass für ihn die Sterne für Reichtum stünden und dieser ungleichmäßig verteilt sei: „In unserer Gesellschaft ist zu viel Ich im Wir“. In seinem kreisrunden „Universum“ sind Buchstaben lesbar: Auf viele „Me’s“ folgt kaum ein „We“. Ein jeder kreist um sich oder um seine Bedürfnisse, ließe sich deuten.

Alessia von Mallinckrodts gab offen zu, dass sie beim Blick in den Himmel nichts verstünde. Feste Punkte (Sterne) ergäben Sternzeichen, wie beispielsweise Löwe. In ihrem Werk, „Stars“, Edding auf Papier, habe sie aus dem Bauch heraus gearbeitet und die Punkte mittels Linien verbunden, wodurch sich eine starke Strukturierung ergab. Ihr Sohn Kilian Wimpelberg ist mit zwölf Jahren der jüngste ausstellende Künstler. Sein Werk ohne Titel bildet eine Landschaft mit Kirche und Häusern ab – mittendrin, im Spannungsfeld zweier Planeten, stechen aus dem Bleistiftgrauen amorphe, pastellfarbene Gebilde ins Auge. Bei der Betrachtung kommen einem viele Assoziationen zum Thema Sterne und Genese, die weder richtig noch falsch sein können – Kunst lässt eben gedanklichen Entfaltungsraum.

Auch eine Fotografie ist ausgestellt: Judith Metzner konnte mit ihrem I-Phone bei einem Spaziergang ein skurriles Himmelsspektakel festhalten: „Fly me to the Moon“ betitelt sie den Kunst gewordenen „Schnappschuss“, auf dem eine Flotte von sieben Hubschraubern im exakt selben Moment auf einem Kondensstreifen im Himmelblau zu sehen sind.

„Fantasie ist wichtiger als Wissen“

Eine wirklich witzige Antwort auf die Motto gebende Frage fand Sabine Gremmer: Für die in Truchtlaching lebende Künstlerin ist Gott selbst für die unregelmäßige Sternenverteilung verantwortlich. Ihr Werktitel verrät, wieso: „Als Gott am 4. Tag einmal niesen musste“ in Mischtechnik auf Leinwand, bringt den Betrachter zum Schmunzeln. Um es am Ende noch einmal in Albert Einsteins Worten auf den Punkt zu bringen: „Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt“.

Nicht unbegrenzt ist leider die Zeitspanne, in der die Frühjahrsausstellung des Kunstvereins zu bestaunen ist. Nämlich während der üblichen Öffnungszeiten des Landratsamtes Traunstein: Montag bis Donnerstag von 8 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr. Am Samstag, 12. April, um 13 Uhr ist noch einmal ein kostenloser Ausstellungsrundgang mit Herbert Stahl und einigen der beteiligten Künstlern geboten.

Artikel 8 von 10