Bad Aibling – Seit fast 40 Jahren schon führt Rainer Heilmann-Mirow mit seinem Jugendorchester „Die Arche“ junge Musiker an die großen Werke der Symphonik heran. Für viele jungen Musiker ist dieses Orchester ein erster Zugang zu ernsthafter klassischer Orchesterarbeit und für viele jungen Solisten auch das erste Podium.
Diesmal führte Rainer Heilmann-Mirow seine Musiker in das Melodienwunderland von Antonín Dvorák, über den einmal sein Komponistenkollege Johannes Brahms gesagt hat: „Ich möchte vor Neid aus der Haut fahren über das, was dem Menschen so ganz nebenbei einfällt.“ An zwei Abenden im Ballhaus und im Novalishaus in Bad Aibling spielte das Orchester Dvoráks Symphonische Dichtung „Die Mittagshexe“ op. 108, das Violinkonzert op. 53 und die 8. Symphonie, op.88 – ein durchaus gewichtiges Programm. Natürlich ist der Orchesterklang noch nicht so fest gefügt, so austariert und fein abgemischt wie bei einem professionellen Orchester. Aber trotzdem – und vielleicht deswegen? – hörte man heraus, wie Dvorák mit Klangfarben spielt und wie raffiniert-klangsinnlich seine Instrumentationskunst ist. Die Mittagshexe holt widerborstige Kinder, wenn die Mutter sie ruft, Heilmann rezitierte rhetorisch gewandt die Ballade von Karel Jeromír Erben, die den Inhalt liefert. Mit balladesker Energie begann das Orchester, ließ in Hitchcock-ähnlichen schleichenden Streicher-Harmonien und mit der dräuenden Bassklarinette Angst aufsteigen, bis ein höllischer Hexentanz hervorbricht und die Blechbläser mit schneidendem Klang das Unheil verkünden: Das Kind ist tot. Die Geigengruppe überzeugte mit Geschlossenheit, die Holzbläser mit Exaktheit – die hier aber ruhig noch „sprechender“ hätte sein dürfen.
Rainer Heilmann-Mirow sorgte in der 8. Symphonie immer wieder für Spannungsmomente, schön elegisch stimmten die Celli die Anfangsmelodie an, immer wieder brodelte es im Orchester kreativ, gelungen war der schwermütige Walzer im dritten Satz und der veritable Schlussfuror. Nur die vielbeschäftigten Hörner agierten an diesem Abend in Bad Aibling nicht glücklich.
Laura Sophia Hummel, die am Mozarteum in Salzburg bei dem aus Schloßberg stammenden Geigenprofessor Thomas Reif studiert, war die junge Solistin im Violinkonzert.
Bis auf eine kleine Irritation im zweiten Satz meisterte sie bravourös die eminenten geigerischen Schwierigkeiten mit Doppelgriffen und rasanten Läufen, überzeugte mit entschlossenem Zugriff im ersten und schwelgerischem Strömen im langsamen Satz und mit geschickter Verzahnung mit dem Orchester – wobei der schöne Dialog mit den Hörnern etwas litt unter den nicht reinen Hornklängen.
Das kantable Seitenthema im Kopfsatz hätte Laura Sophia Hummel noch ausdrucksstärker gestalten können – und sie hätte sich besser frontal und nicht seitlich zum Publikum stellen sollen. Überschäumend aber war der Beifall für diese insgesamt große solistische Leistung. Rainer w. janka