„I moan, i hab a Winderl gspürt“

von Redaktion

59. Hoagascht des GTEV Rosenheim 1 Stamm im Kultur- und Kongress-Zentrum

Rosenheim – Nun schon zum 59. Male hat der Gebirgstrachtenverein Rosenheim 1 Stamm zum „Hoagascht“ geladen – aber das Rosenheimer Kultur- und Kongress-Zentrum war an diesem Nachmittag nur schütter besetzt. Oft waren Gruppen aus dem größeren Umfeld Oberbayerns oder auch aus dem benachbarten Österreich zu Gast, diesmal waren die Grenzen enger gesteckt: Es waren bis auf eine „nur“ Gruppen aus dem Landkreis Rosenheim.

„Blechflegl“ mit
zarten Klängen

Die Programmumrahmung gab die Bläser-Gruppe „Blechflegl“, als deren Herkunft der Sprecher Siamak Golshani einfach „aus dem Landkreis“ angab. Charakteristisch für die Gruppe ist – gegen den sprachlichen Anklang zum „Dreschflegel“ – der weiche Klang der drei Flügelhörner, darunter ein Bassflügelhorn. Dazu kommen noch Basstuba, Ziach und Harfe. Sie spielten als einzige von Notenpulten und überraschten mit durchaus moderneren, fast jazzigen oder poppigen Klängen. Die Flügelhörner wurden in einem Walzer plötzlich kernig, ja fetzig und die Tuba gab ein kleines Solo.

Einmal begannen sie besinnlich mit der Harfe, worauf sich alle anderen Instrumente langsam dazu einschalteten und alle zusammen in einem jazzigen Schlussakkord endeten. Leider gab’s vom Sprecher keine Titel der jeweiligen Stücke, auch nicht von den gesungen Liedern.

Die Familienmusik Sinhart aus Nußdorf besteht wirklich aus einer Familie, den Eltern Susanne Dräxl-Sinhart an der Harfe und Robert Sinhart am Kontrabass sowie den Kindern Elisabeth (Geige), Julia (Klarinette) und Christoph (Ziach und Posaune). Ihre gemütvollen Walzer und Polkas waren dominiert von der fröhlichen Klarinette, oft im Einklang mit der Geige, was die Melodieführung intensiv hervorhob.

Vom gastgebenden Stammverein kam die Stamm 1 Ziachmusi, mit dem Ansager Siamak Golshani sowohl an der Ziach als auch an der Fundament und Rhythmus gebenden Posaune. Schneidig-frisch hörten sich ihre Polkas an, einmal endbeschleunigt und einmal feinsinnig und doch rhythmisch markant und zusätzlich mit Synkopen gewürzt.

Zwei Gesangsgruppen gab’s, einen Frauen-Dreigsang und ein Männerquartett. Die Westacher Sänger aus Westach bei Isen singen schon seit respektablen 47 Jahren miteinander, natürlich in immer wieder aufgefrischter Besetzung. Männlich-kraftvoll mit abgrundtiefem Bass, aber dann auch wieder ganz weich klangen ihre Stimmen. Mit „I moan, i hab a Winderl gspürt“ von Ferdinand Neumaier begann der Reigen der Lieder, die den Frühling herbeisehnten, innig war ihr Liebeslied „A scheens Büscherl kaf i dir“, heiter das oberösterreichische Tanzlied „Heit hab i wieder alles bei mir“ mit einer merkwürdigen Sammlung von Alltagsdingen wie „Stiefelwichs, Goaßlschnür
und an Karmelitergeist und a gselchtes Fleisch“, und anrührend war ihr Heimatlied „Wissts, wo mei Hoamat is?“ mit der Schlusszeile: „Vui schene Platzerl gibt’s, Hoamat grad oane!“. Dieses Lied hätte als Motto für diesen Hoagascht dienen können: Liebe zur Heimat und zum Brauchtum.

Anrührende
Lieder

Den Frühling besangen – immer mit ernsten Mienen – auch die Sunnaukirchner Sängerinnen, deren Name sich aus ihren Herkunftsorten speist: Sonnenwiechs, Au und Mittenkirchen. Mit rein gesungenen Endjodlern geschmückt waren einige ihrer Lieder und anrührend war ihr so traurigschönes Lied „Is so stad uman See“, die heimliche Kärntner Landeshymne. Als endgültigen Rausschmeißer nach einer Zugaben-Runde diente das von allen Musikern und Sängern und auch vom Publikum gesungene Lied „Da Weg zu mein Dirndl is stoani“.

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