Grassau – Der großzügige Blick auf die Welt der Musik wird bei der Sawallisch-Stiftung immer mehr zum Programm. Die Klassik in all ihren Facetten bleibt bei den Konzerten zwar die Basis, auch der Jazz hat inzwischen seinen festen Platz, doch das große musikalische Reservoir von Rock und Pop blieb bislang unangetastet. Offenbar zu Unrecht, denn beim Konzert „Songs & Stories live“ war der Saal so voll wie nur selten und als Publikum waren Teenager und Senioren gleichermaßen begeistert.
Schuld daran war das Jazz-Trio des Grassauer Schlagzeugers Manni Müller, der zusammen mit Stephan Weiser (Piano) und Yvo Fischer (Bass) in der Villa Sawallisch auftrat. Sie spielen schon viele Jahre zusammen, doch ihre Konzertidee „Songs & Stories live“ haben sie erst seit einem halben Jahr im Programm. Das Projekt entstand quasi direkt auf der Bühne, so erzählt es Manni Müller, denn immer, wenn ihm eine seiner Ansagen mal etwas ausführlicher gerieten als gewohnt, reagierte das Publikum mit besonderem Applaus. Da gab es offenbar eine große Neugierde auf prickelnde Hintergrund-Storys, gerade wenn es musikalisch um Pop-Klassiker ging. „Diese Neugierde könnten wir doch noch intensiver bedienen“, dachten sich die drei, „und dazu spielen wir dann am besten die passenden großen Welthits live, und zwar in unserer ganz eigenen Interpretation.“
Das Konzept „Songs & Stories live“ ist inzwischen auf dem Weg zum Erfolg, woran Manni Müller wohl den Hauptanteil hat. Er gibt schließlich nicht nur den Storyteller, sondern ist auch als Sänger eine Nummer für sich. Sein professionelles Spiel am Schlagzeug nicht zu vergessen, wobei er meist vorne am Bühnenrand sein Cajon bearbeitet, denn von dort aus lässt sich zwischen den zwölf Songklassikern des Abends das am besten über die Rampe bringen, worauf das Publikum gespannt ist: die aufregenden und amüsanten Storys aus den Konzerten, Villen und Studios der Pop-Legenden. Wobei Manni Müller mehr als nur Anekdoten zu bieten hat, viel öfter sind es auch verblüffende Einblicke in die Kreativwerkstatt der großen Namen, ob nun Bruce Springsteen, Eric Clapton oder „The Police“. Deren Welthit „Every Breath You Take“ war übrigens nicht als das größte Liebeslied aller Zeiten gedacht, sondern eher als heimtückische Stalker-Hymne, wenn es da heißt: „I’ll be watching you“.
Klar, dass dieser Song auch Teil des Programms war und nicht nur hier war zu hören, was ein klassisches Jazz-Trio daraus machen kann, besonders wenn es einen Sänger wie den Manni Müller hat. Und einen Pianisten wie Stephan Weiser, dessen Soli auch den Jazzfreunden des Abends immer wieder gezeigt haben, wie musikalisch kreativ die Pop-Welt zwischen den 1960er- und 1990er-Jahren war. Stehen geblieben sind die drei aber dort nicht, eine der Zugaben war immerhin aus dem Jahr 2004, „I Should Care“ von Amy Winehaus. Hörbar gerne kümmert sich das Trio um den großen musikalischen Schatz unserer Zeit und Manni Müller lässt dabei sein Publikum teilhaben an den vielen nicht nur musikalischen Querverbindungen, darunter immer wieder, wen wundert das, auch die Beatles. Von den Liverpoolern war an dem Abend aber nichts zu hören, das wäre auch nicht mehr wirklich neu gewesen für die meisten im Saal.
Neu war für viele der Saal selbst, als bei der Begrüßung zu Beginn des Konzerts Manni Müller fragte, wer denn heute außer ihm, zum ersten Mal hier in der schönen Villa Sawallisch dabei sei, war das gut die Hälfte. Das Publikumskonzept der Sawallisch-Stiftung scheint also zu stimmen.
Die nächsten Auftritte von „Songs & Stories live“ gibt es in München, in der Pasinger Fabrik und im Schlachthof. Mehr Infos über www.songsandstories.live.
klaus Bovers