Als diese Ortsnamen-Serie vor gut 15 Jahren den Namen der „Ratzinger Höhe“ bei Rimsting behandelte, wurde selbstverständlich der profane Nachname des damals „regierenden“ Papstes Benedikt XVI. erwähnt: „Ratzinger“.
Für den am Ostermontag verstorbenen Nachfolger Joseph Ratzingers, Papst Franziskus, gibt es naturgemäß keine derartigen Anklänge an die Landschaft und die Siedlungen in unserer Region: Jorge Mario Bergoglio wurde am 17. Dezember 1936 in Flores, einem Stadtteil von Buenos Aires geboren. Bergoglio hatte zwar nord-italienische, aber keine deutschen oder gar südost-bayerische Wurzeln und auch keinen Namensbezug zu unserer Region.
Dennoch soll zumindest symbolisch und zwar mit- hilfe einer alten Römerstraße, die vom antiken „Roma“ (Rom) über „Juvavum“ (Salzburg) nach „Augusta Vindelicum“ (Augsburg) führte und später den Namen „Via Julia“ erhielt, in dieser Serie auch des Nachfolgers von Benedikt XVI. gedacht werden.
Immerhin führte die Via Julia streckenweise durch unsere Region und zeigt bis heute noch gelegentlich ihre Spuren, so in der Gegend am Chiemsee (Seebruck, Chieming) oder zwischen Feldkirchen-Westerham und Helfendorf. Der Zusammenhang zwischen Papst Franziskus und Rom erklärt sich von selbst. Aber spielte auch Augsburg eine Rolle in seinem Leben?
Die Augsburger Redakteurin Barbara Leinfelder schreibt, noch in seiner Zeit als Bischof von Buenos Aires habe der spätere Papst von einer Ordensfrau eine Postkarte erhalten, auf der die Heilige Maria als Knotenlöserin abgebildet ist. Jorge Mario Bergoglio sei von dieser in der Kunst- und Kirchengeschichte einmaligen Darstellung Marias derart beeindruckt, gewesen, dass er sie weltweit bekannt machte. Das Gnadenbild „Maria Knotenlöserin“ befindet sich am Seitenaltar der katholischen Wallfahrtskirche Kirche St. Peter am Perlach in Augsburg und wird dem Maler Johann Georg Melchior Schmidtner zugewiesen, der im 17. Jahrhundert lebte. Die Gottesmutter löst auf dem Gemälde „die verwickelten Knoten in einem langen Band“. Zugleich zertritt sie „mit einem Fuß den Kopf der Schlange“. Die Knotenlöserin steht für die Lösung von Problemen, insbesondere Eheproblemen.
Beim Kirchenvater Irenäus von Lyon heißt es hierzu, durch den Gehorsam Marias sei der Knoten des Ungehorsams der Eva gelöst. Andere Interpretationen bezeichnen Maria hier gar als „Auflöserin“ des Sündenfalls der Menschheit; außerdem sei sie das weibliche Gegenstück zu Alexander dem Großen, der den sogenannten Gordischen Knoten mit dem Schwert löste.
Die „Civitas Augusta Vindelicum“ („Die erhabene Stadt der Vindeliker“) war zwischen Bodensee und bis zum Inn – also auch für einen Großteil unserer Region – die Hauptstadt der römischen Provinz Rätien. Die Bedeutung Roms für die katholische Kirche ist hinreichend bekannt, was man von seiner Namensherkunft aber nicht behaupten kann.
Der Legende nach stammt der Name der Stadt von ihrem Gründer Romulus. Die neueste Forschung bietet laut dem Indogermanisten Harald Bichlmeier drei Erklärungen an: „Gesamtheit der Brandstellen“ oder „Versammlungsplatz“ oder, als beste Interpretation, „Ackerland“. armin höfer