Kolbermoor – Kompositionen und bildende Kunst können sich auf magische Weise gegenseitig inspirieren, die gerade in Grassau intonierten „Bilder einer Ausstellung“ von Mussorgski sind nur ein Beispiel für Konzerte in den Galerien der Region. So lud jetzt auch die Malerin Annette Werndl ein: Unter dem Motto „Colour is my music“ spielten die Weltmusiker von Quadro Nuevo zwischen deren aktuellen Kunstwerken in der Akademie der Bildenden Künste.
Jürgen B. Tesch, Verleger von Kunstbüchern, betonte in seiner Einführung Farbenpracht und „Sicherheit des Strichs“ in den Kunstwerken von Werndl, die „Farbtöne wie Klänge“ aufweisen. In der Tat gab es in der Musik des mit Vibrafonist Tim Collins angereisten Quartetts und den Werken Berührungspunkte. So beispielsweise in der Inspiration durch die Großstadtatmosphäre New Yorks, in dessen Umgebung Quadro Nuevo vor Kurzem tourte und wo Werndl sich zu Gemälden anregen ließ.
Die Band sprang thematisch schnell weiter von Nord- nach Südamerika, spielte Titel aus der brasilianisch orientierten CD „Happy Deluxe“ und ging über zum Tango. Das Stück „fuga y misterio“ von Astor Piazzolla erklang fulminant und toll eingeleitet von Andy Hinterseher am Bandoneon. In der Folge kredenzten Saxofonist Mulo Francel und Co. eine Art „best of“, in dem Chris Galls feiner Ohrwurm „Yorke's Guitar“ nicht fehlen durfte, dessen Refrain virtuos von Collins am Vibrafon bereits leicht angedeutet und dann von der Band aufgenommen wurde. Ein tolles Bass-Percussion-Solo von D.D. Lowka riss die Gäste mit und ließ einige auf den Stühlen vibrieren. Mulo Francels Stück „Reise nach Batumi“ war ein weiterer Höhepunkt im Auftritt des Quartetts, rhythmisch, exotisch und vorwärts treibend. Auch von einem kleinen Malheur mit dem Akkordeon von Hinterseher ließ sich die Band nicht aus der Ruhe bringen, stimmte das ruhige „Eroticon“ an und holte das Stück zur Fußball-WM „Sieben zu zwei“ nach, mit frisch repariertem Akkordeon. Mit dem „Mocca Swing“ und einer Reminiszenz an Robert Wolf und sein Stück „Per il mio amore“ ging es mit starkem Applaus in die Endrunde – ein feines Konzert in besonderer Umgebung.
Andreas Friedrich