Stephanskirchen – Der Antretter-Saal war gut gefüllt beim Auftritt von jungen Musikern unter dem Titel „Junges Podium“, versammelt von der Pianistin Yume Hanusch und organisiert vom Kulturclub Stephanskirchen. Yume und ihr Mann Peter Hanusch moderierten mit klugen und einfühlsamen Worten.
Acht Musiker boten in zwei Stunden sechzehn Programmpunkte, vom Solo über Duett bis zum Quintett, dazu überraschenderweise auch noch Tanz: Mayumi Hanusch, die nicht nur Bratsche spielt, sondern seit ihrer Kindheit auch Ballett tanzt, glänzte mit zwei selbst choreografierten Tanzdarbietungen: Sie ließ sich von Clara Neidenberger, die eine Etüde von Jakob Dont auf der Violine spielte, gleichsam zum Leben erwecken, tanzte dann gegen und mit dieser Musik und war von dieser zwischendurch geradezu bis in die gespannten Finger- und Zehenspitzen geschüttelt. Zu Musik von Ryan O‘Neil hatte sie eine Choreografie mit dem Titel „Breathless – außer Atem“ entwickelt, in der sie den Rhythmus des Ein- und Ausatmens zum Rhythmus ihres Tanzes machte.
Geprägt war das Programm von zwei Formationen, die sich dann dazwischen in Soli auflösten: den Schwestern Elisabeth und Bernadette Pihusch mit den Zwillingen Mayumi und Rafael Hanusch, die sich „PiHano-Quartett“ nennen, und dem Trio „34u“, ausgesprochen „Three for You“, das aus Benno Panhans (Gitarre), Raphael Bauer (Kontrabass) und Jakob Kastner (Steirische Harmonika) besteht. Als reines Streichquartett spielte das PiHano-Quartett das Allegro aus Mozarts C-Dur-Quartett KV 157 in sonnig-frischer Jugendlichkeit, zusammen mit der Pianistin Yume Hanusch das Finale des Klavierquintetts op. 44 von Robert Schumann mit impulsiver Dynamik – die noch mehr Impulsivität ohne allzu große ästhetische Kontrolliertheit hätte vertragen können. Benno Panhans war der Solist im Lautenkonzert von Vivaldi, der die anderen mit Blicken lenkte, auch in flinken Läufen melodisch blieb und im langsamen Satz innig und beseelt wurde.
Die Pihusch-Schwestern, die beim Vivaldi das musikalische Geschehen geigerisch befeuert hatten, spielten sich mitreißend und mit sehr variablem Bogenstrich einander zu in der „Konzert-Caprice über ein norwegisches Thema“ von Johan Halvorsen. Elisabeth Pihusch arbeitete dann alleine das Erzählend-Rezitativische und das Charmant-Witzige eines Stückes von Fritz Kreisler heraus. Solistisch agierte auch Benno Panhans im „Winter“ aus den „Jahreszeiten von Buenos Aires“ von Astor Piazolla, schlug das Publikum von den ersten Tönen an in Bann, zeigte die verschiedenen Einkleidungen des Themas und schuf viele Bilder im Kopf der Zuhörer. Raphael Bauer brachte in „Motivy“ von Emil Tabakov seinen Kontrabass zum Singen und Schwingen und demonstrierte fingerfertig alle Techniken.
Die übrigen Soli waren begleitet von Yume Hanusch am Klavier: Elisabeth Pihusch spielte sehr tänzerisch das trillergespickte Allegro aus Bachs Violin-Sonate BWV 1015, Bernadette Pihusch in jagendem Sturm das Presto aus Beethovens a-Moll-Violin-Sonate mit deutlich abgesetztem lieblichen Seitenthema und dem überraschend feinen Schluss, Rafael Hanusch bot den Kopfsatz des Cello-Konzertes von Edward Elgar hochintensiv dar, während die dichte Emotionalität dieser Musik sich deutlich in seinem Gesicht abmalte.
Das Trio „34u“ machte den Schluss, es beschwor die Brücken von Paris („Sous le ponts de Paris“) und ließ Volksmusik und Jazz genüsslich ineinander aufgehen in „Ain’t she sweet“. Die vielen Zuhörer waren am Ende ganz aus dem Häuschen und feierten mit langem Applaus ausgiebig die acht jungen Solisten und Solistinnen, die sich sichtbar über diesen Zuspruch freuten.RAINER W. JANKA