Halfing/Immling – Darf Oper politisch sein? „Unbedingt!“, finden Ludwig Baumann, Intendant des Immling Festival, und seine Frau Cornelia von Kerssenbrock (musikalische Leitung). Deshalb wählte man „Musik zwischen Macht und Moral“ als diesjähriges und hochaktuelles Spielzeitmotto. Baumann betonte während der Spielzeitpräsentation, dass während der gemeinsamen Probenphasen und in der Festivalzeit Künstler unterschiedlichster Nationen und religiöser Gesinnung Seite an Seite und friedlich zusammenwirken.
Charakterstarke
Frauen im Mittelpunkt
Vom 21. Juni bis zum 10. August werden neben kleinerer Konzertformaten drei große Opernproduktionen, ein Musical der Akademie Immling, ein großes Orchesterkonzert und eine Kinderoper zu erleben sein. In allen drei Opern wird Cornelia von Kerssenbrock die Musikalische Leitung übernehmen.
Während Solisten, Festivalchor und -orchester Immling in den Probenendphasen Detailarbeit leisten, bekamen viele geladene Gäste, Förderer und Sponsoren in der neuen Spiel- und Probenstätte, dem „Kultwerk“, einen Vorgeschmack dessen, was der Opernsommer verheißen soll. Und, das „schmeckte“ bestens: Einige Arien oder Duette aus den Werken der angekündigten Opern und ein reizender Auftritt des Kinderchors machten dem Publikum förmlich den Mund wässrig.
Drei charakterstarke Frauen und ihre Schicksale liefern das musikalische Futter für die „Musik zwischen Macht und Moral“: Leonora aus Verdis „La Forza del destino“, Bizets Carmen und Manon Lescaut aus Puccinis gleichnamiger Oper. In gut vier Wochen startet der Musiksommer mit Verdis „La Forza del destino“. Regisseurin Verena von Kerssenbrock will der Düsternis des Opernstoffs zwischen Rassismus, Hass und Krieg, bunte Farben (Ausstattung und Bühne) entgegensetzen – und damit Licht ins Dunkel bringen: „Wir haben immer die Wahl, anders zu entscheiden, um somit positiven Einfluss auf das Rad des Schicksals zu nehmen.“, ist sie sich sicher.
„Die Carmen kennt jeder und hat zu ihrer Geschichte die eigenen Bilder im Kopf“, weiß Regisseurin Ini Gerath. Sie sieht Carmens Schicksal in erster Linie als grausamen Mord: ein Femizid. Sie will die Frauenfigur anders beleuchten. Statt sie klischeehaft als Männer mordenden Vamp abzuhandeln, will sie genauer hinschauen. „Was genau ruft was hervor? Welche Missverständnisse unter den Protagonisten ziehen welche dramatischen Folgen nach sich? Carmen ist kompromisslos, sie lügt nie“, stellt Gerath heraus.
„In Manon Lescaut gelingt es Puccini, tiefste Emotion in die Sprache der Musik zu transferieren. Diese Musik zieht einen unweigerlich in die großen Themen hinein“, erklärt Cornelia von Kerssenbrock. Regisseur Ludwig Baumann wird den Opernstoff ins Heute ziehen: Die vielschichtig verworrene Geschichte um Liebe und Geld soll in Paris, am Gare du Nord, spielen. Man darf sich auf großartige Videoprojektionen freuen.
Weitere Höhepunkte des Festivals mit insgesamt 33 Veranstaltungen sind am 26. Juli das große Orchesterkonzert Mahler&Rachmaninow: Mit Mahlers Symphonie Nr. 1 „Titan“, Rachmaninows Symphonischer Dichtung „Die Toteninsel“ und seinem Klavierkonzert Nr. 2 werden zwei Giganten der Romantik an einem Abend vereint.
Dracula sorgt
für Nervenkitzel
Gruselig wird es heuer am 16. Juli mit dem Musical „Dracula“, bei dem Verena von Kerssenbrock Regie führt und Judith Seibert die Tanzchoreografie gestaltet: Der Musikernachwuchs auf der Bühne und im Graben – die Akademie Immling und das Jugendorchester (Leitung: Konstantin Schiller und Lukas Gahabka) freut sich schon auf „Blutspender“ im Publikum. Obwohl bis zum Festivalstart noch viele romantische Sonnenuntergänge über dem Himmel von Immling ihre Auftritte proben, ist schon jetzt dieses besondere Kribbeln zu spüren. Infos zu Programm und Tickets unter www.immling.de oder Telefon 08055/90340.