Kuriose Mini-Museen

von Redaktion

Kunstverein Rosenheim präsentiert in der Klepperstraße „Objekt-Magazine“

Rosenheim – Nur wenige Tage nach der Eröffnung der Jahresausstellung „Kunst aktuell“ in der Städtischen Galerie eröffnete der Rosenheimer Kunstverein in eigenen Räumen die nächste Ausstellung. Diese präsentiert sogenannte „Objekt-Magazine“ – ein Begriff, den auch viele Kunstinteressierte noch nicht gehört haben dürften. Darunter versteht man meist die Kombination einer gedruckten Kunstzeitschrift mit Beiträgen verschiedener Autorinnen und Autoren in Verbindung mit „Objekten“. Diese werden von beteiligten Künstlerinnen und Künstlern beigesteuert zum Gesamtprojekt.

Bekannt durch
Tanz auf Kopierern

Es gibt bei diesen Objekten wiederum die verschiedensten Erscheinungsformen, von einer kleinen Skulptur bis hin zu Kuriositäten wie vergänglichem organischem Material. In der Regel publiziert ein Gremium, beispielsweise eine Agentur oder ein Mini-Verlag solche Objektmagazine in Stückzahlen von 50 bis 1000 Exemplaren.

Bei Veranstaltungen oder auch über eine Website gelangt das Objektmagazin dann zu den Interessierten, oft gibt es einen festen Abnehmerkreis. Im Buchhandel oder Museumsshops sind die Werke eine Randerscheinung. Dr. Olena Balun, Vorsitzende des Kunstvereins, übergab bei der Vernissage an den Kunsterzieher und Kurator Hubert Kretschmer, der in München ein großes Archiv („Archive Artist Publications“) dieser Kleinodien oder „Mini-Museen“ unterhält.

Bei einem Rundgang durch die Exponate wurden auch Sonderformen dieser speziellen Kunstgattung deutlich. So gibt es auch Objektmagazine mit hohem Textilanteil, in Dosenform oder mit einer Mütze als Verpackung. Besonderes Erstaunen gab es beim Betrachten von Geldbeuteln aus spanischer Produktion. Eine Künstlergruppe machte sich den Spaß, viele gleichartige Geldbeutel mit Objekten wie Kunstkarten zu bestücken und unters Publikum zu bringen.

Sehr ästhetisch war der Blick ins Innere einer Pyramide aus Karton, die viele kleine Pyramiden enthält. Doch Kretschmer steigerte den Grad an Skurrilität dann noch weiter, als er vom Aktionskünstler Jürgen Olbrich erzählte, einem speziellen Lieferanten seines Archivs und bekannt für „Copy Art“. Er war in den 1980er-Jahren bekannt geworden durch sein Tanzen auf Kopierern, die entstandenen Ausdrucke wurden ausgestellt.

Kretschmer ergänzte, dass solche Objektmagazine oft aus Spaß am Kunstbetrieb zustande kämen und auch von kunstinteressierten Laien produziert würden. Vielleicht einen Versuch wert, im Kunstunterricht so etwas zu starten? Die Ausstellung in der Klepperstraße liefert hierfür einige Anregungen.

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