Untergang und Erlösung

von Redaktion

Vortrag über Thomas Manns Roman „Dr. Faustus“

Rosenheim – „Zwölftoninfarkt: Thomas Manns „Dr. Faustus“ in Erinnerung an Thomas Manns 150. Geburtstag 2025“ hieß der Titel eines Vortrags, den der Germanist Dr. Dieter Strauss auf Einladung der Goethe Gesellschaft Rosenheim im Künstlerhof am Ludwigsplatz hielt. Strauss, der 33 Jahre lang in sieben Ländern für das Goethe-Institut gearbeitet und im Klostermuseum von Benediktbeuern eine Ausstellung über den Teufelspakt bei Goethe und Thomas Mann begleitet hat.

In Amsterdam lernte Strauss Michael Mann kennen, der zunächst Musiker war, später Germanistik studierte und die Tagebücher seines Vaters veröffentlichte. Als Strauss Michael Manns Rucksack tragen durfte, befanden sich darin allerdings nicht die Tagebücher, sondern Whiskyflaschen. Thomas Manns Enkel Frido, der im Roman „Dr. Faustus“ als Echo einen qualvollen Tod stirbt, begegnete Strauss in Sao Paulo.

Mit Hilfe zahlreicher, oft leider zu schnell aufeinander folgenden Fotos erläuterte Strauss nicht immer leicht nachvollziehbar den Teufelspakt und die Erlösungsfrage bei Thomas Mann, Klaus Mann und Goethe. Im „Dr. Faustus“ befindet sich der Komponist Adrian Leverkühn in einer musikalischen Krise. Nachdem er sich bei einer Prostituierten mit Syphilis infiziert, erklärt ihm der Teufel, der Krankheitsverlauf würde seine Kreativität steigern. Der Preis dafür sei allerdings der Verzicht auf Liebe und eine begrenzte Schaffensfrist. Leverkühn wird mit der revolutionären atonalen Zwölftonmusik berühmt.

In Klaus Manns Roman „Mephisto“ dient sich Protagonist Hendrik Höfgen den Nazi-Machthabern an. Bei Goethe schließt Faust durch Mephisto einen Pakt mit dem Teufel.

Anschließend untersuchte Strauss die Erlösungsfrage. Adrian Leverkühn wird nicht erlöst, da er nicht lieben darf. Er stürzt andere ins Unglück, erleidet einen „Zwölftoninfarkt“ und bricht zusammen. Faust hingegen wird erlöst. Nicht erlöst wird Hendrik Höfgen, da er eine Marionette der Nazis geworden ist.

„In seinem Roman behandelt Thomas Mann auch den Pakt Deutschlands mit Hitler“, so der Referent. Deutschland erleide durch die Nazidiktatur einen Zusammenbruch und werde nicht erlöst. Es habe sich aber nach dem Krieg langsam wieder herausarbeiten können. Thomas Mann, der „Dr. Faustus“ als sein wildestes Buch bezeichnete, habe bereits 1950 die Hoffnung gehegt, dass Deutschland in Europa wieder integriert werden könne. Georg Füchtner

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