Prien – Romantik stand auf dem Programm: Die selten gehörte Werke – die Ouvertüre Nr. 3 von Emilie Mayer in C-Dur und die Sinfonie Nr 1 in c-Moll, op. 5 von Niels Wilhelm Gade – führte das Chiemgau-Orchester (CHO) unter der bewährt souveränen Leitung von Matthias Linke auf. Dazwischen gab es den Inbegriff des romantischen Klavierkonzerts schlechthin, das Klavierkonzert a Moll op. 54 von Robert Schumann mit Kathrin Isabella Klein als Solistin.
Schumanns Frau Clara, Solistin bei der Uraufführung 1845 in Dresden, hatte einst über das Klavierkonzert gesagt: „Das Klavier ist auf das Feinste mit dem Orchester verwebt – man kann sich das eine nicht denken ohne das andere.“ Und diese enge Verzahnung lebten Solistin und Orchester vortrefflich aus. Der erste Satz, das allegro affetuoso, ist mit seinen Tempoveränderungen und oftmals abrupten Stimmungswechseln herausfordernd. Kathrin Isabella Klein gelang es, diese mit einem technisch sauberen Spiel und gutem Gespür umzusetzen. Lob auch an die Bläser, die hier souverän agierten. Weich und melodisch erklang das Intermezzo, der stark strömende Klavierpart getragen vom wunderschönen tiefen Streicherklang des Orchesters, und doch wirkte das CHO fast ein bisschen zu vorsichtig.
Umso gelunger dann der Finalsatz, eingeleitet mit dem „Attaca.“ Die Solistin wirkte keck, feurig-tänzerisch und das CHO ließ sich – mitunter auch dank des strengen Dirigats von Matthias Linke – darauf ein.
Als Zugabe entführte Klein ins „La vallée des cloches“ („Tal der Glocken“) von Maurice Ravel. Klangnebel der rechten Hand, sehr sanft und ohne Akzentuierung, dazu zahlreiche unterschiedlich klingende Glocken – traumwandlerisch, impressionistisch, Gänsehaut.
Den Rahmen um das Klavierkonzert von Schumann bildeten zwei sinfonische Werke. Emilie Mayers Ouvertüre in C, die sich stilistisch zwischen „Wiener Klassik“ und Romantik bewegt, und Niels Wilhelm Gades Sinfonie Nr 1 in c-Moll, in der Tradition der deutschen Romantik mit dänischen beziehungsweise nordischen Einflüssen. Mayers Sinn für den Aufbau kontrastierender Elemente, ihr Gespür für Orchesterfarben brachte das CHO mit präzisem Spiel hervorragend zur Geltung.
Das schöne, natürliche Klangbild setzte sich auch bei Gades Sinfonie Nr. 1 fort. Der Kopfsatz Moderato con moto – Allegro energico beginnt mit einer eingängigen langsamen Einleitung auf der Grundlage des von Gade vertonten Lieds „Auf Sjølunds schönen Ebenen“. Beinahe euphorisch gestaltete das CHO das Scherzo, das später ein romantisches Wald-Genrebild mit Jagd-Motiven und Vogel-Imitationen heraufbeschwor. Das gesangliche Andantino grazioso setzte das CHO gekonnt um. Schön, wie Bratschen und Celli in der Begleitung der Holzbläser die Violinen dominierten. Großartig, wie Götz van der Bey am Cello kantabel-schwelgend die Melodie anführte.
Beim Finale legten Pauken und Bläser fanfarenartig los. Was für ein Auftakt zu Molto allegro ma con fuoco, in dem sich verschiedenste Motive von Choral bis zu Volkslied eng miteinander verwoben und das feierlich mit Pauken, Blech und Bläser ausklang. Ein wahrlich reizvolles Programm. Als Zugabe spielte das CHO Edward Griegs „Morgenstimmung“ . Elisabeth Kirchner