Selten gespielte musikalische Schätze

von Redaktion

Bad Endorfer Orgelwochen der Renaissance und des Barocks

Bad Endorf – Wer das Wort Zink hört, denkt vermutlich unwillkürlich an Metall. Oder nehmen Sie das Wort Regal. Wer sieht da nicht gleich ein Bücherregal vor seinem geistigen Auge? Und doch sind Zink und Regal auch Musikinstrumente, die mit warmen, hellen, beinahe kristallinen Klängen verzaubern. Martina Bulla (Zink, Gemshorn, Okarina), Johann Paul Ehlert (Regal und Orgel) und Mark Ehlert (Cembalo und Orgel) begeisterten das zahlreich erschienene Publikum mit selten gespielten Instrumenten und Werken alter Meister aus der Zeit zwischen Renaissance und Barock. Wahre Schätze, die es verdient hätten, viel öfter aufgeführt zu werden. Die spätgotische Kirche St. Johannes und Paulus in Mauerkirchen bot hierzu den perfekten Rahmen.

Beinahe
himmlische Klänge

„La Fiorentina“ und „la Veronese“ aus der Feder von Ludovico Grossi da Viadana entführten mit ruhigem, beinahe himmlischem Klang von Regal und Cembalo in andere Sphären. Das Recercada segunda sobre „O felici occhi mei“ von Diego Ortiz für stillen Zink und Cembalo stimmte mit seinem tänzerischen Rhythmus heiter. Nicht minder gefällig und kurzweilig luden später krummer Zink und Cembalo mit der „Ciaconna“ und „Passcaglia“ aus „Audite me divini fructus“ von Giovanni Felice Sances zum Tanz. Höfisch-elegant gelang die Sonate für krummen Zink und Cembalo von Giovanno Paolo Cima. Melancholie pur verbreiteten die Klänge des „Padana Lachrymae“ von Heinrich Scheidemann: Cembalo und krummes Zink gaben den Auftakt, den die Orgel variantenreich mit zahlreichen Registerwechseln respondierte. Ähnlich getragen erklang von der Orgelempore herab das „Susanne un jour“ nach Orlando di Lasso von Giovanni Bassano, Renaissance wie aus dem Bilderbuch. Wunderbar, wie sich hier der samtene, warme Alt-Ton des krummen Zinks mit den Orgelklängen vermischte.

Die „Toccata settima“ für große Orgel von Girolamo Frescobaldi malte eine melancholische Landschaft mit formvollendeter Chromatik. Eine Chaconne von Giovanni Battista Agnoletti für Orgel und krummen Zink und späterem Wechsel zu Gemshorn begeisterte mit ihrer heiteren Stimmung. Das „Betrübet ist zu dieser Frist“ von Scheidemann, ergreifend vorgetragen von Mark Ehlert am Cembalo, gemahnte an Johann Sebastian Bach.

Galantes
zum Abschluss

Zum Finale gab es ein galant-spritziges Feuerwerk für Gemshorn (was für ein warmer, gefälliger Blockflöten-Klang), Regal und Cembalo mit „La Mantovana“ von da Viadana.

Nach langem Beifall ließen die Musiker zwei Zugaben folgen: Die „Sonate La Leona“ von Cesario Gussago für Cembalo und Regal war höfische Eleganz, gefolgt von einem Frühlingslied im Stil einer Ritornelle für Okarina und Cembalo. Selten gespielt – gerne bitte mehr davon.

Zink, Gemshorn, Regal und Okarina

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