Aufwendig inszeniertes Stück in sechs lebenden Bildern

von Redaktion

Volkstheater Bad Endorf würdigt Kirchenpatron St. Jakobus –Mutiges Pendeln zwischen Bibel, Pilgerschaft und Gegenwart

Bad Endorf – Mit der Uraufführung von „Jakobus – Zweifler, Pilger, Donnersohn“ ist dem Volkstheater Bad Endorf ein bemerkenswerter Wurf gelungen – vor knapp 400 Zuschauern, unter ihnen zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Kultur und Kirche.

Dass der Kirchenpatron der Marktgemeinde Bad Endorf in einem aufwendig inszenierten Stück in sechs „lebenden Bildern“ gewürdigt wird, erwies sich als besonders eindrucksvoll. Die Autoren und Regisseure Julia und Werner Hofmann zeigen mit sicherer Hand, wie sich religiöse Überlieferung, Pilgererfahrung und Gegenwartsbezug zu einem theatralischen Ganzen fügen lassen. Jedes der sechs Szenenbilder lehnt sich an konkrete Kunstwerke an – etwa Ernst Barlachs Lehrender Christus, das Letzte Abendmahl nach Leonardo da Vinci oder die Figur des Auferstandenen Christus aus St. Moritz in Augsburg. Diese bewusst gesetzten Referenzen schaffen eine visuelle Tiefe, die sich im Spiel weiterträgt.

Kritisch anzumerken ist eine Szene der Neuzeit, bei der die Pilger nacheinander von ihren schwersten Erfahrungen erzählen. Hier wurde es manchem Zuschauenden zu therapeutisch und auch zu schwer. In der Titelrolle überzeugt Josef Kößlinger mit einer glaubwürdigen Darstellung des Apostel Jakobus als polternder Donnersohn, liebevoller Familienvater und Jesuskritiker. Sein fein nuancierter Ausdruck fand seine Höhepunkte im Spiel mit seinem Bruder Johannes (Maxi Krug), in der Begegnung mit seiner Ehefrau Sara (Barbara Bichler) und besonders in der Auseinandersetzung mit Jesus (Reinhard Rossmy). Besonders erfrischend für das Publikum wurde auch das herrlich unkonventionelle Herbergsehepaar von Katharina Pukropski und Eduard Huber dargestellt. Ergreifend gelingt eine Szene in der Gegenwart, in der sich zwei moderne Pilger, dargestellt von Stephanie Mayer und Winfried Wolke, über Tod und Schmerz und das Leben danach austauschen. Ihre intime, kammerspielartige Darstellung rührte die Besucher spürbar. Große Anerkennung gebührt den zahlreichen Kindern und Jugendlichen, die als Dorfkinder, Apostel und Gegenwartsfiguren einen höchst lebendigen und überzeugenden Auftritt hinlegen und ein gutes Beispiel für die überzeugende Nachwuchsarbeit des Theatervereins abliefern. Das Publikum goutierte dies mit Szenenapplaus.

Die von Matthias Linke eigens komponierte Musik trägt das Stück auf ganz besondere Weise. Das Orchester überzeugte durch stilistische Zurückhaltung, ohne dabei an Ausdruckskraft einzubüßen.

Zu den musikalischen Höhepunkten zählt auch das in hebräisch vorgetragene Lied Yerushalaim Shel Zahav. Das Gesangstrio Sophia Disic, Emilia Giannetta und Markus Hermannsdorfer eröffnete auf sanfte, tief berührende Weise bevor sich ein gewaltiger Pilgerzug in Bewegung setzte und das Werk im Refrain zu einem gewaltigen Finale anschwellen lässt.

Eine Szene, die deutlich machte, wie Musik in diesem Stück nicht nur begleitet, sondern inhaltlich verdichtet. Das Publikum würdigte dies mit Szenenapplaus. „Jakobus – Zweifler, Pilger, Donnersohn“ ist mehr als ein religiöses Theaterstück – es ist ein mutiger, atmosphärisch dichter und dramaturgisch durchdachter Beitrag zur Auseinandersetzung mit Glaube, Geschichte und Gemeinschaft. Die Verbindung aus historischen Szenen, moderner Pilgererfahrung und künstlerischer Vielfalt macht die Uraufführung zu einem bemerkenswerten Ereignis im Kulturkalender der Region.

Wie sehr das Engagement der Theaterspieler geschätzt wird, zeigt sich auch daran, dass sich unter den Gästen Persönlichkeiten wie die Landtagsabgeordneten Nikolaus Kraus und Daniel Artmann, Christian Glas als Vertreter des Bayernbunds, mehrere ranghohe Vertreter des Trachtenverbands sowie beide Bürgermeister von Bad Endorf befanden – der Dritte Bürgermeister Eduard Huber war ebenfalls mit von der Partie, als mitwirkender Spieler auf der Bühne.

Wer sich für ambitioniertes Laientheater interessiert, sollte sich eine der kommenden Aufführungen nicht entgehen lassen. Karten für „Jakobus – Zweifler, Pilger, Donnersohn“ sind an der Theaterkasse, geöffnet Montag und Freitag (außer Feiertag) von 9 bis 13 Uhr, sowie online unter www.theater-endorf.de erhältlich. Reservierungen sind auch telefonisch unter 08053/3743 oder per E-Mail an karten@theater-endorf.de möglich.

Ein besonderes Angebot hält die Tourist-Info Bad Endorf mit dem Paket „Bad Endorfer Zuckerl plus“ bereit – es kombiniert eine Freikarte für das Theater mit vergünstigten Gutscheinen für Chiemsee-Schifffahrt, Kampenwand-Bahn und Chiemgau-Thermen. Anton Hötzelsperger

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