Jubiläums-Saison auf Schloss Amerang

von Redaktion

Interview Ortholf Freiherr von Crailsheim über 60 Jahre Musik vor Renaissance-Kulisse

Amerang – Mit einem intimen Konzert im historischen Ambiente des Renaissance-Arkadenhofs begann im Juni 1965 die Geschichte der Schlosskonzerte Amerang. Krisen zum Trotz konnte die Geschichte bis heute erfolgreich fortgeschrieben werden. Unter der Leitung von Ortholf von Crailsheim überrascht das Festival auch heuer mit einer spannenden Mischung aus unterschiedlichsten Genres – und ist doch seinem Ursprung mit ausgewählten Kammerkonzerten und authentischer Volksmusik treu geblieben. Ortholf von Crailsheim über frühe Erinnerungen, Herzensprojekte und treue Begleiter.

Als die Schlosskonzerte vor 60 Jahren starteten, waren Sie selbst noch nicht geboren. Was sind Ihre ersten Erinnerungen an den Konzertbetrieb im Schloss?

Als kleiner Junge habe ich die Atmosphäre rund um die Konzerte geliebt. Oft verfolgte ich vom Dachboden aus das Geschehen: das geschäftige Treiben vor dem Begrüßungsapplaus, die launigen Ansprachen meines Vaters, die festlich gekleideten Gäste und natürlich die Musik selbst. Ich durfte vor den Vorstellungen die Konzertprogramme verkaufen und bekam von den Besuchern stets Trinkgeld, das ich am nächsten Tag im Poidl, unserem damaligen Supermarkt, begeistert ausgab. Manchmal war ich sogar auf der Bühne und durfte für Pianisten oder Cembalisten wie Peter Clemente senior die Noten umblättern. Besonders fasziniert war ich von den Theater- und Opernaufführungen. Am Tag danach spielte ich mit meiner Schwester die Stücke auf der leeren Bühne nach.

60 Jahre Schlosskonzerte, zehn Jahre Opernfestspiele: Mit welchen Gefühlen starten Sie in die Jubiläums-Saison?

Mit großer Dankbarkeit. Wer hätte gedacht, dass unser Kulturangebot so viele Jahre überdauern würde? Wir haben bedeutende Krisen gemeistert, wie die Schlosssanierung Anfang der 1990er-Jahre oder die Corona-Pandemie. Und natürlich blicke ich mit Spannung auf das, was in dieser Saison dargeboten wird.

Sie feiern das Jubiläum mit einer „Italienischen Operngala“ mit dem Kabarettisten Django Asül als Moderator. Die Oper ist ja ein ernstes Fach. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Besetzung?

Diese Verbindung finde ich gar nicht ungewöhnlich. Die Oper steht für große Musikdramen, das Kabarett für kleine, oft satirische und gesellschaftskritische Formate. Im 20. und 21. Jahrhundert gibt es zahlreiche Überschneidungen und experimentelle Verbindungen. Wir sehen uns in einer Tradition mit Größen wie Loriot und seinem berühmten „Der Ring an einem Abend“, Otto Schenks Moderationen, Heinz Erhardts „10-Pfennig-Oper“ oder den „Opern auf Bayrisch“ mit Michael Lerchenberg, Gerd Anthoff und Conny Glogger, die heuer auch wieder auf dem Programm stehen.

Was sind Ihre persönlichen Höhepunkte im Konzertprogramm 2025?

Definitiv unsere Aperitif-Konzerte – kleine, kurzweilige Aufführungen in unserem neu gebauten Pavillon, die verschiedene Facetten der Opernwelt beleuchten und eine wunderbare Gelegenheit bieten, diese kunstvolle Welt kennenzulernen. Besonders freue ich mich auf das Clemente-Trio aus München und Martin Kälberer mit seinen außergewöhnlichen Klangreisen. Am meisten Lampenfieber bereitet mir natürlich die Opern-Elektro-Soiree, bei der die herausragende Sopranistin Mariana Pedrozo gemeinsam mit meinen musikalischen Freunden Opernmusik mit Electro, Jazz, Pop und Ambient verschmelzen lassen. Ein Herzensprojekt von mir!

Viele der auftretenden Künstler begleiten die Schlosskonzerte seit Jahren, manche seit Jahrzehnten sogar.

Neben dem Clemente-Trio und den Salzburger Mozartsolisten sind inzwischen auch Quadro Nuevo, die Klazz Brothers und die Simon & Garfunkel Revival Band langjährige treue Begleiter unserer Konzertreihe geworden.

Als Operninszenierung feiert „Il Trovatore“ am 5. Juli Premiere. Was fasziniert Sie an dieser Verdi-Oper?

Sie vereint große Leidenschaft – Liebe, Hass, Rache, Kampfeslust – in einem musikalischen Feuerwerk. Wenn sich diese Oper, wie in unserer Inszenierung, auf das Wesentliche konzentriert, erwartet das Publikum ein wahres Sängerfest! „Il Trovatore“ ist für Sängerinnen und Sänger eine der anspruchsvollsten Opern überhaupt: Die Rollen verlangen stimmliche Höchstleistungen, emotionale Tiefe und darstellerische Präsenz auf höchstem Niveau. Ohne absolute Spitzensänger ist eine überzeugende Aufführung kaum möglich.

Mit Puccinis „La Bohème“ kommt am 25. Juli ein weiteres Meisterwerk der italienischen Oper auf die Bühne. Welchen Bezug haben Sie zu dem Stück?

„La Bohème“ ist einzigartig, weil sie das Alltägliche ins Große hebt. Mit meisterhafter Musik und emotionaler Tiefe feiert sie das Leben einfacher Menschen und vermittelt dabei universelle Gefühle wie Liebe, Verlust und Hoffnung auf eine Weise, die mich immer aufs Neue unmittelbar berührt. Wenn Mimi stirbt, wird das Publikum so nah am Geschehen dran sein, dass man unwillkürlich zum Taschentuch greifen muss.

Interview: Angela Pillatzki

Die Jubiläums-Saison auf Schloss Amerang