Das prominenteste lautliche Kennzeichen des Bairischen

von Redaktion

Ein Ortsname – Zwei oder mehr Aussprachen – Unterschiede zwischen Älteren und Jüngeren

Bad Aibling – „Gefahr für den Diphthong (Zwielaut) /oa/“, hieß es in unserer letzten Folge. Begründung: In Bad Aibling wird der Ortsname immer seltener als „Oabling“ gesprochen, ebenso wie in Aising immer weniger oft „Oasing“ erklingt.

Dabei gilt ja die Lautung /oa/ laut der Auffassung der renommierten Sprachwissenschaftler Werner König und Manfred Renn („Kleiner Bayerischer Sprachatlas“) „als das prominenteste lautliche Kennzeichen des Bairischen“.

Da wäre es schon sehr bedauerlich, wenn dieses wohlklingende Merkmal unserer bairischen Sprache nicht nur im allgemeinen Sprachgebrauch – da Gloa/die Gloa (= der Kleine, die Kleine) –, sondern auch in unseren Orts- und Bergnamen verschwinden würde. Nur Mut zur Aussprache „Broatnstoa/Broanstoa“, „Wendlstoa“, „Brünnstoa“, „Boarischzej“, „Schnoatsä“, „Schnoatt“. Aber, Obacht: Im Boarischen gibt’s schon auch ein /ei/, siehe „Oans, zwoa, drei“! Daher: „Eislfing“, „Feimboch“, „Undda-/ Owareit“, für Eiselfing, Feilnbach, Unter-/Oberreit.

Die jüngere Lesergeneration könnte sagen: „I frog oafach d KI, ob’s iatz Oaslfing oder Eislfing, Oabling oder Eibling hoaßd.“ Überraschung: Die Künstliche Intelligenz nennt Bad Aibling auf Hochdeutsch „Batt Eibling“. Richtig ist die hochdeutsche ei-Aussprache, falsch die Ruhrpott-Aussprache mit kurzem a in Bad. Und die bairische KI-Aussprache? „Bootz Eibling“. Das kann nur besser werden! Besonders, wenn das Projekt „Mundartformen“ der Kommission für Bayerische Landesgeschichte im Internet abrufbar sein wird.

Spannend wird es dabei sein, ob das „Mundartformen-Projekt“, bei dem auch der Schreiber dieser Zeilen als Explorator („Ausforscher“, samt Elektroniker mit Aufnahmegerät für seine boarischen Gewährspersonen) mitwirkte, auch die alternativ vorhandenen boarischen Ausspracheformen für unsere Ortsnamen darbieten wird. Beispiele gefällig?

Altbürgermeister Franz Xaver Heinritzi sprach „sein“ Bruckmühl als „Bruckmui“ aus. Sein früherer marktgemeindlicher Mitarbeiter Franz Roßmeißl gab aber zusätzlich die Form „Bruckmill“ an, die er bei der älteren Generation gehört hat. Das kann gut passen, heißt es doch immer noch, vor allem im Süden des Altlandkreises Bad Aibling, „vill“ statt „vui“ für „viel“.

Unsere Gewährsperson für diese Serien-Folge ist Fini Ebersberger aus Kutterling, Gemeinde Bad Feilnbach. Genauso wie die Bruckmühler Gewährspersonen unterscheidet die Fini zwischen älteren und jüngeren Personen und deren Aussprachen der Ortsnamen. Weidach bei Bad Feilnbach heißt bei den jüngeren Bewohnern „Weidach“, bei den älteren „Weida“. Auch andernorts kam man ohne das /ch/ aus. Heutzutage vernimmt man die Aussprachen „Oberwertach“ und „Unterwertach“ in der Gemeinde Feldkirchen-Westerham, aber bis vor wenigen Jahren hörte die Fini dort noch die Aussprache „Werda“. Keine zehn Kilometer von Götting, das Franz-Xaver Heinritzi als „Geding“ ausspricht, sagt die Kutterlingerin Fini: „Gäjding“.

Abschließend ein weiteres Beispiel für die Unterschiede der Aussprache bei Jung und Alt, hier bei jüngerer und älterer Urgroßmutter: Die Fini sagt zu Kutterling „Kudaling“, aber s Resä, die Senior-Walch-Bäurin, „Kudaleen“. Sie ist zwei Jahre älter!Armin Höfer

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