Köln/Bad Aibling – Ende 2024 war in den OVB-Heimatzeitungen ein Interview mit dem gebürtigen Aiblinger Peter Gall zu lesen. Der renommierte Jazz-Schlagzeuger und Komponist hatte gerade sein zweites Album „Love Avatar“ veröffentlicht. Im Gespräch erzählte Gall, dass er sein neues Album als Konzeptalbum im Stil der ersten Alben dieser Art zur Zeit der Beatles angelegt hat und auch das Cover – das Gemälde „Dark Matter“ der Münchner Malerin Ena Oppenheimer – das Grundthema einer sich dramatisch verändernden Welt aufgreift.
Genau diese Intention und die Umsetzung seiner Ideen in Musik hat für die Jury des deutschen Jazzpreises den Ausschlag gegeben, unter den vielen Bewerbungen Peter Gall den mit 12000 Euro dotierten Preis für das beste Jazz-Album 2025 zu verleihen. Laudator Vincent Bababoutilabo sprach genau diesen Aspekt an, als er die vier Nominierungen vorstellte: „Es sind vier Alben, vier künstlerische Handschriften, vier beeindruckende Klangwelten…, die zeigen wie facettenreich, mutig und tiefgründig zeitgenössischer Jazz klingt. Und besonders ein Album entführt uns in eine Welt zwischen Analog und Digital, zwischen Emotion und Abstraktion, versöhnt uns analoge Menschen mit einer digitalen Welt, ein futuristisches Geflecht aus akustischer und elektronischer Energie, das nahtlos fließt und berührt. Der deutsche Jazzpreis für das Album des Jahres 2025 geht an Peter Gall.“
Bereits 2021, drei Jahre nach seinem Debutalbum „Paradox-Dreambox“ hatte Peter Gall mit der gleichen Besetzung, die jetzt mit „Love Avatar“ das Album des Jahres gewann, beim konzertanten Wettbewerb „BMW-World-Jazz-Award“ das Finale gegen die polnische Band von Adam Baldych gewonnen. Jazzfans in der Region ist er durch Auftritte in eigener Besetzung, aber auch mit seinem Bruder Chris Gall in Prien, Rosenheim, auf Schloss Hartmannsberg und Bad Aibling bestens bekannt.
Mit dem Wissen um die individuelle Qualität, die Virtuosität und die Improvisationsgabe seiner Bandmitglieder komponierte Peter Gall Stücke, die einen thematischen Spannungsbogen aufbauen, andererseits in der Postproduktion durch Synthesizerelemente umrahmt und wie zu einem Guss geformt wurden. Im OVB-Interview wurde er gefragt, wie sich die Art seines Komponierens seit dem ersten Album verändert hat und er verriet uns: „Bei Love Avatar habe ich viel mehr mit der Band im Kopf geschrieben, einer Band, die aus so extrem starken Charakteren besteht und das, was man selber niederschreibt und mitbringt, ist immer das eine, und was dann passiert, wenn man mit den Jungs probt oder im Studio ist, das ist dann manchmal unvorhersehbar und oft auch die stärkere Seite. Man braucht gute Stücke, aber auch gute Interpreten.“ Und so war es selbstverständlich, dass Peter Gall bei der Preisverleihung in Köln den allergrößten Dank an seine Bandmitglieder Rainer Böhm (Piano), Reinier Baas (Gitarre), Wanja Slavin (Saxofon, Synthisizer) und Matthias Pichler (Bass) richtete.Arnulf Lüers