Tegernsee, Soyensee, Happinger See und Pi-See

von Redaktion

Wohl dem, der während der gegenwärtigen Hitzewelle einen Liegeplatz an einem unserer Seen ergattern konnte. Aber gleich vorweg: In diesem Artikel geht es nicht um Wassertemperaturen, um Wasserqualität oder um die Fische im warmen Wasser. Im Artikel geht es vielmehr um die Namen unserer stehenden Gewässer, von denen tatsächlich die wenigsten uninteressant sind!

Vor zwei Jahren hat uns eine Gruppe von Ferienkindern die Bestimmungswörter der folgenden See-Namen erklärt: Chiemsee, Happinger See, Pi-See und Hawaii-See. Sowohl der Chiemsee als auch der Happinger See sind demnach nach einem der Orte benannt, an denen sie liegen: Chieming und Happing. Der Pi-See, mit vollem Namen Pioniersee, hatte seinen Namen als Ausbildungsplatz der Brannenburger Gebirgspioniere in der Nußdorfer Au erhalten. Ob er nach einer eventuellen Wiedereinführung der Wehrpflicht wieder seinem Namen Ehre machen wird?

Der Hawaii-See, der als beliebter Badesee zwischen Degerndorf und Flintsbach liegt, hat zwei Namensdeutungen: Zum einen von der Eindeutschung des von amerikanischen Truppen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg genannten Sees als „Highway-Lake“, zum andern von der wunderschönen Lage des ursprünglichen Baggersees, die bei den damaligen Einwohnern die Reaktion hervorgerufen habe: „So schee wia auf Hawaii“. Nach dem Muster „Chiemsee“ und „Happinger See“ sind auch die folgenden Gewässer benannt: Der Hödenauersee, der Kieferer See und der Kreutsee, die allesamt in der Gegend von Kiefersfelden als Baggerseen beim Bau der Autobahn A93 in den 1960er-Jahren entstanden sind und nun, wie der Hawaii-See, als wunderschöne Naturseen gelten. Den Namen von nahen Weilern oder Dörfern oder Fluren tragen außerdem der Langbürgner See, der Lauser Weiher, der Pelhamer See, der Reischenharter See, der Siferlinger See und der Tinninger See.

Eine Art Sonderfall stellt der Name des Soyensees dar. 1832 noch Soyen-See geschrieben, geht dieses Bestimmungswort „Soyen“ auf die alt- und mittelhochdeutschen Formen Seun, Sewan, Sewen, Sewn und einige Zeit später wieder auf Seun zurück. Das Kirchdorf Soyen hieß laut „Lexikon bayerischer Ortsnamen“ 816 (Kopie von 884) „in loco ad Seun“. Diese lateinische Ortsangabe heißt: „Im Ort beim See“, möglich auch: „bei den Seen“. Der Begriff „Soyen-See“ bedeutet daher „See-See oder „Seen-See“. Eine Tautologie also!

Warum wird hier auch der Tegernsee behandelt? Weil er freundlicherweise „unsere“ Mangfall ermöglicht. Außerdem ist er nicht nach dem Ort Tegernsee benannt, sondern hier lief es umgekehrt. Aber schon 804 ist der vom See herstammende Ortsname als „Tegarinseo“ belegt, und zwar wegen „tegar“ = groß als „der große See“ – entweder aufgrund seiner Länge und Breite – oder aufgrund seines Fischreichtums. Armin Höfer

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