Vom Stadtrat zum „Pirate“-Vorsitzenden

von Redaktion

Interview Andreas Lakowski über seine neue Rolle beim Jazzclub „Le Pirate“, Vereinsarbeit und das morgen beginnende Jazz-Festival

Rosenheim – Andreas Lakowski war lange Zeit eines der bekannten Gesichter der Rosenheimer SPD. Jetzt ist er nicht etwa zur „Piratenpartei“ gewechselt, sondern wurde zum Vorsitzenden des Kulturfördervereins „Le Pirate“ gewählt. Das Musikprogramm gestaltet nach wie vor Vorgänger Hannes Finsterwalder, der für das Festival und für die neue Spielzeit ab Herbst musikalische Perlen aussucht. Wir sprachen mit Andreas Lakowski über die Vereinsarbeit im „Le Pirate“ und seine neue Rolle.

Herr Lakowski, Sie waren in Rosenheim drei Jahrzehnte für die SPD im Stadtrat. Jetzt sind Sie neuer Vorsitzender des „Le Pirate“-Kulturfördervereins. Mehrere Vorgänger im Jazzclub sind ebenfalls bei der SPD. Was verbindet die SPD mit dem „Pirate“ und dem Jazz, der dort vornehmlich gespielt wird?

Böse Zungen würden wohl sagen, das liegt an der Vielstimmigkeit und den reichlich vorhandenen Disharmonien. Aber nein, es gibt in unserem Verein auch andere politische Richtungen. Auch bei mir war es so, dass man mich halt kannte als alten „Pirate“-Besucher, als noch Petra Rose das Lokal führte und für den ausgezeichneten Ruf in der Jazz-Szene sorgte. Und so kam es zu der Anfrage, ob ich neuer Vorsitzender werden wolle, was mich natürlich sehr gefreut hat. Für mich persönlich steht Jazz für improvisatorische Freiheit, musikalische Vielfalt und Offenheit. Ich höre aber auch Led Zeppelin, AC/DC und Co.

Welche Aufgaben kommen in der neuen Funktion auf Sie zu?

Nachdem ich schon zwei Jahrzehnte Vorsitzender des SC Aising/Pang war, ist mir der Tätigkeitsbereich nicht fremd. Organisiert habe ich auch schon immer, ob im politischen oder kulturellen Kontext. Meine Aufgabe beim Pirate ist es, Kontakte herzustellen und zu pflegen, zum Beispiel zu den Medien, wie jetzt zu Ihnen, zum Kulturamt der Stadt, das uns unterstützt, und zu möglichen Sponsoren. Kurzum: Geld eintreiben. Als „Gesicht des Vereins“ vertrete ich ihn nach außen. Die Kernarbeit, die Gestaltung unseres sehr aufwendigen Musikprogramms, macht Gott sei Dank unser Programmleiter Hannes Finsterwalder. Ich könnte das nämlich gar nicht. Ich bin auch froh, mit Bärbl Thum und Thomas Frank zwei Stellvertreter an der Seite zu haben.

Das „Le Pirate“ hat ja einen „Riesendusel“, da Co-Wirt Matthias Thurner die Räume tagsüber als Büro nutzt und Pacht zahlt. Wie steht es davon unabhängig um die finanzielle Situation des Rosenheimer „Jazz-Wohnzimmers“?

Das ist wirklich der weiße Ritter in der Not gewesen. Ohne diese Konstruktion mit Matthias Thurner könnten wir den Laden gleich zusperren. Aber Herr Thurner gibt dem Pirate auch durch seine Events eine neue Note: jung, frisch, frech. Ansonsten hängen wir finanziell immer an einem seidenen Faden. Unser Kassier Olaf Holzapfel sorgt für solide Haushaltspläne, kann aber auch nur den Mangel verwalten. Wenn uns zum Beispiel bei den Jazztagen ein Abend wegen schlechten Wetters ausfällt, sind unsere Zahlen sofort tiefrot, da wir keinerlei Rücklagen haben. Da liegt dann auch unsere Hauptaufgabe: Fördergelder akquirieren und Sponsoren und neue Mitglieder gewinnen. Wir sind denen, die uns unterstützen, sehr dankbar.

Das „Le Pirate“ veranstaltet ab morgen wieder das Jazz-Festival am Ölberg. Was kommt organisatorisch auf das Team zu?

Wir sind ein kleines Team mit fleißigen Helfern im Hintergrund. Wenn alles läuft, was ich hoffe, sieht man die ganze Arbeit nicht. Das Booking der Bands und die Gestaltung der Verträge sind die Hauptarbeit mit langem Vorlauf. Wir müssen uns aber auch persönlich um die Künstler kümmern. Trotz aller Professionalität wollen die sich ja wohlfühlen. Allein schon deshalb kommen viele auch außerhalb des Jazz-Festivals gerne ins Pirate. Nicht unterschätzen darf man die ehrenamtliche Arbeit für die gesamte Verkabelung für Licht, Verstärker und Tontechnik. Wir hatten zum Beispiel bis vor wenigen Tagen die ungewöhnliche Situation, plötzlich ohne Klavier dazustehen. Da haben wir dann Hilfe bekommen. Flyer und Plakate müssen gestaltet und gedruckt, das Catering für die Musiker vorbereitet werden. Letztendlich muss die Bestuhlung organisiert und aufgestellt werden. Für unsere Verhältnisse also ein Großereignis.

Diesmal treten sechs Bands an drei Tagen auf – haben Sie einen persönlichen Tipp?

Da kann ich mich jetzt nur in die Nesseln setzen, da alle Engagements einen super Abend versprechen. Das Schöne an dem Programm ist ja, dass man an allen drei Abenden sowohl klassische Jazz-Elemente als auch Experimentelles genießen kann. Auf unserer Homepage finden sich alle notwendigen Informationen. Interview: Andreas Friedrich

Das Jazz-Festival

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