Ein Tanz über sechs Saiten

von Redaktion

Immling-Festival „Concierto de Aranjuez“ schafft spanisches Flair

Halfing – Klangmalerei, welche die Schönheit und das Lebensgefühl Spaniens widerspiegeln sollte: Der spanische Komponist Joaquín Rodrigo komponierte sein „Concierto de Aranjuez“, ein Solokonzert für Gitarre und Orchester, im Jahr 1939 – und schuf damit eines der populärsten klassischen Musikstücke des 20. Jahrhunderts, das erste Werk, welches die klassische Gitarre als Soloinstrument in den Mittelpunkt eines Orchesters stellte.

Mit dem ukrainischen Gitarristen Danylo Denysov hat sich das Immling-Festival einen würdigen Interpreten ins Haus geholt. So bekamen, weil auch das Wetter mitspielte, die Konzertbesucher aus nah und fern die versprochene mediterrane Konzertnacht ans Herz gelegt.

Königlicher Garten
lieferte Inspiration

Dass sich der seit früher Kindheit erblinde Rodrigo damals von den Gärten des Palacio Real de Aranjuez inspirieren ließ, ist unschwer aus dem dreisätzigen Werk herauszuhören: Die Blütenfarbpracht, süßen Düfte und lauen Meeresbrisen einer spanischen Nacht werden dem Zuhörer beim Hörgenuss vors innere Auge gezaubert. Und all das wiederholte sich beim Blick durch den Immlinger Blumengarten vor dem Festspielhaus: Ohren- und Augenschmaus und somit eine schöne Portion Extraglück am Rande.

Die technische Brillanz und emotionale Tiefe, die Denysov in sein Gitarrenspiel legte, potenzierte sich im harmonischen Zusammenspiel mit dem Immling-Orchester, das unter dem Dirigat von Nikos Haliassas die dem Werk innewohnende spanische Seele herauszukitzeln imstande war. Die – wenn auch gut gewählten Bildprojektionen an der hinteren Bühnenwand – hätte es gar nicht gebraucht. Das innere Erleben machte im Allegro con spirito, lebhaft-rhythmische spanische Volkstanzszenen möglich, ließ im Adagio schwülstige Melancholie spüren und zum beschwingten Finale im Allegro gentile, höfische Eleganz herausschimmern – ein spanischer Tanz über sechs Saiten, der seine Zuhörer zu Mitfühlenden machte. Sich so ganz auf mediterrane Genüsse einstellen, also fühlen statt (nur) hören, ließ es sich auch wunderbar auf Griechisch.

Zwischendurch
auch ein Sirtaki

Mit Ausschnitten aus „Zorbas“ von Mikis Theodorakis pulsierte der Herzschlag bald nach dem ikonischen Tanz „Sirtaki“ und, als Steigerung dazu, kredenzte die spanische Mezzosopranistin Inés López Fernández mit „Carceleras“ aus „Las Hijas del Zebedeo“ von Ruperto Chapí, eine der virtuosesten und beliebtesten Arien der spanischen Zarzuela.

Was könnte da noch fehlen im spanischen Musikhimmel? Ganz klar, die großartigen Werke von Manuel de Falla, dem andalusischen Brückenbauer zwischen Tradition und Moderne, der den Flamenco in die spanische Nacht einbrachte: Derer gab es gleich drei zu hören. Insbesondere seine „Pantomima“ aus „El amor brujo“ brachte zum Schwärmen.

So auch die zweite Gesangssolistin, Yunuet Laguna, die mit der Romanze „Qué te importa que no venga?“ aus der Zarzuela Los Claveles von José Serrano mit ihrem wunderschönen Sopran einmal mehr die Sonne aufgehen ließ.

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