Mozart-Klänge und Zauberwelten

von Redaktion

Gefeierte Premiere der „Zauberflöte“ für Kinder beim Immling Festival

Halfing – Das Pfauenmännchen des angeschlossenen Gnadenhofs auf Gut Immling schlägt ein Rad, zeigt seine Federpracht und macht mächtig Eindruck – und zwar nicht nur bei seinen Weibchen. Sein Balzverhalten zieht auch die bewundernden Blicke der zahlreichen Kinder auf sich: Erst einmal ist der Papageno, der im Festspielhaus auf seinen großen Premieren-Auftritt wartet, eher uninteressant. Dieser Pfau „singt“ auf seine faszinierende Weise „Ein Mädchen oder Weibchen wünscht Papageno sich“. Dieser Schöne gab, als wäre er Teil der Inszenierung, die perfekte Einführung zur Premiere der Zauberflöte für Kinder.

Theatrale
Überraschungen

Ganz ehrlich, da fiel es Kind nicht leicht, sich vom Naturschauspiel zu lösen und, dem traditionellen Kuhglockengeläut folgend, in die theatrale Fantasiewelt einzutauchen. Aber dann ging es, dem Theatergott und seinen Engelchen sei Dank, dort weiter mit den Wundern, derer die Kleinen gar nicht genug bekommen konnten. In diesem Inszenierungsfall zeichneten Intendant und Regisseur Ludwig Baumann mit seinem Regieteam (Steffi Baier als Co-Regie, Bühnenbild David Baumann, Kostümbild Lilli Hartmann und Maske Marie Ardey) für theatrale Überraschungsmomente verantwortlich. Die lösten die Show des pfauenhaften Federviehs ab. Während dessen höchstes Glück laut Liedtext „Ein sanftes Täubchen“ wäre, ist dies für die Macher des Immling Festival ein anderes: Nämlich, die Bretter, die die Welt bedeuten immer wieder neu zu gestalten und somit kleine und große Besucher zum Staunen zu bringen.

Meister Mozart, alias die musikalische Leiterin Iris Schmid, kam erst mal zu spät – typisch zerstreuter Komponistenprofessor. Stau auf der A8, so die fadenscheinige Entschuldigung, als er zum Dirigat seine Perücke zurechtrückte. Wenigstens das kleine und ungemein feine Orchester war parat und saß brav an den Instrumenten, wie auch im Off, die zauberhaften Protagonisten von Tamino (mit schrill bunter Mohikaner-Frisur) bis Sarastro (als krakenhaftes Wesen, das die arme Pamina gefangen hält). Als schließlich Vogelfänger Papageno von hinten auf seinem klapprigen Drahtesel Richtung Bühne eierte, waren die Kinder ganz Ohr und ließen sich auf die mozartlichen Klang- und Zauber(flöten)welten ein. Eine echte Opern-Show war da geboten und teils eigenwillig umgestaltet – Zauberflöte reloaded, so könnte man diese Neuinterpretation von Mozarts berühmter Oper für Kinder betiteln, in der, wenn auch gekürzt, die wichtigsten Arien von großartigen Solisten des Immling Festivals ans Kinderohr gebracht wurden.

Eindrucksvolle Auftritte boten die Königin der Nacht (Madalena Tomé) als grauschwarze Vogelgestalt mit lupenreinen Koloraturen, der tieftönende Sarastro (Giorgi Chelidze), der sich voller Würde und Weisheit in langsamen Bewegungen Respekt verschaffte – nicht nur gesanglich. Echte Hingucker waren die Pärchen Tamino (Zhi Fang) und Pamina (Heyeon Jeong Lee), sowie Papageno (Ian Vais) und Papagena (Celina Hubmann), die sich, wenn auch nach so manchem Hin und Her, am Ende nach dem Topf-und-Deckel-Prinzip in den Armen lagen. Die zwielichtige Figur des Monostatos (Lukas Gahabka) als Diener Sarastros, brachte komische Elemente ein, wie auch die drei mit Handys hantierenden, sich wichtigmachenden und ungemein schön singenden „Damen“ (Sieglinde Zehetbauer, Sarah Mair und Jovana Timotijevic).

Großer Auftritt
für den Kinderchor

Ihren ganz großen und offensichtlich perfekt geprobten Auftritt hatte auch der Kinderchor der Akademie Immling – eine Bühne voller kleiner, singender und tanzender Talente, die in so manchem Bühnenmoment den arrivierten Opernstars die Schneid abkauften – bravo! Das junge Publikum applaudierte am Ende kräftig, wenn auch leider die Handlung etwas verwirrend war, schienen sie doch im Innersten begriffen zu haben: „Die ganze Welt ist eine Bühne, und alle Männer und Frauen bloße Spieler.“. Diese Weltbühne kreativ zu bespielen oder zu schauen, wie das andere tun, das ist eine mehr als attraktive Alternative zu Smartphone und Co.

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