Ein unbeschwerter Abend mit „Knochenmann“ und „Hollerkücherl“

von Redaktion

Die Reiwas feiern mit ihrem positiven Mundart-Pop ihr Debüt auf Schloss Amerang

Amerang – Erfrischend positiv präsentieren sich die Reiwas in der ungewöhnlichen Instrumentalisierung mit Akkordeon (Josef Steinbacher), Kontrabass (Katrin Auer), Schlagzeug (Jannik Dreyer) und Gitarre (Simon Harscheidt) auf Schloss Amerang. Josef Steinbacher und „Kaddi“ Auer spielen sich in einer charmanten Moderation die Bälle zu. Sie möchten ihrem Publikum eine „guade Zeit“ bereiten, ein unbeschwertes Konzertvergnügen, wie es im Titel des aktuellen Albums „Leicht sei“ schon mitschwingt.

Dem titelgebenden Song, der den Abend eröffnet, war zunächst gar nicht so leicht zu folgen, was nicht etwa am Tölzer Dialekt Steinbachers lag, sondern an der Tonspur. Ein Problem, das schnell gelöst war. Beim folgenden „Goldfisch“ – ein Stimmungslied mit klingendem Dreigesang – hatte das Quartett das Publikum am Haken. Jannik Dreyer, eigentlich Schlagzeuger der „Bonny Tones“ aus Geretsried, gab am Schlagzeug den Takt vor. Das Akkordeon versprühte die warme, nostalgische Atmosphäre, die Gitarre brachte Tiefe ins Zusammenspiel und der Kontrabass eine unaufgeregte Lässigkeit.

Die Reiwas wurden 2009 von den Freunden Josef Steinbacher, Andreas Winkler und Georg Obermüller gegründet. Die „Reiwa-Buam“ kommen aus den Nachbargemeinden Reichertsbeuern und Waakirchen, daher der Name. Die Musiker schufen eine genreübergreifende Verschmelzung aus akustischen Instrumenten und mehrstimmigem Gesang. Seit 2023 musizieren sie mit Katrin Auer. Quasi als Ableger formierte sich das Instrumental-Ensemble MaxJoseph, bei dem Andreas Winkler an der Steirischen Harmonika tonangebend ist. Die Reiwas treten in einer fluiden Besetzung auf, so verfolgte Winkler das Konzert in Amerang von den Zuschauerplätzen aus. Die Texte und Kompositionen auf „Leicht sei“ tragen bis auf wenige Ausnahmen die Handschrift Josef Steinbichlers. Viele der leichtfüßigen Melodien bedienen sich alter Schlager. Retro-Heimat-Sound nennt sich das. Das funktioniert nicht immer, wenn zum Beispiel ein gewollt lässiges „Du-dap-di-dap“ partout nicht swingen möchte. Die Texte sind aus dem Leben gegriffen: die Hommage an die Mutter („Danke dir“), an die Leibspeise („Hollerkücherl“) oder die Zimmerpflanze („Hannelore“). Die Lieder feiern das Leben („Knochenmann“) und die Liebe („Tanz Tanz“).

Reiwas haben eine Botschaft, die sie auch in Amerang klar kommunizierten: Carpe diem, nutze den Tag, bevor es zu spät ist! Katrin Auer berührte mit einer persönlichen Geschichte vom verpassten Abschied („Mongolei“). In „Stoa auf Stoa“ mahnten die Musiker zum friedlichen Miteinander: „Warum bis du a Stoa? Du konnst doch a a Bleame sei. Was willst denn du alloa? Es kann doch mitanand vui scheena sei“. Ein beglückender Abend im Wirtshaus gab die Inspiration zu „Blaue Stund“, eine schwungvolle Polka mit Ohrwurmqualität.

Manche Stücke erinnerten zuweilen an den Austro-Pop eines Reinhard Fendrich („Ganz bunt“, „Freier Mensch“), das akustische Bravourstück „Sophia“ schlug wiederum den Bogen zu MaxJoseph. Insgesamt waren es 20 Stücke, darunter auch ganz neue Titel („Freier Mensch“), die das Quartett in Amerang zum Besten gab und seine Mission – eine unbeschwerte Zeit – mit Bravour erfüllte. Angela Pillatzki

Artikel 3 von 4