Chiemsee – „Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart“, schrieb einst der Philosoph Isaiah Berlin. Die Festspiele von Herrenchiemsee standen an diesem herrlichen Sommerabend unter dem Motto „Mozart pur“ ganz im Zeichen des berühmten Komponisten. Das Freiburger Barockorchester unter der Leitung von Gottfried von der Goltz präsentierte im Spiegelsaal Werke aus verschiedenen Schaffensperioden Mozarts.
Federnde
Leichtigkeit
Den Auftakt machte die Symphonie Nr. 29 in A-Dur KV 201. Gottfried von der Goltz, der auch die Violine spielte, dirigierte das Orchester mit Hingabe und federnder Leichtigkeit. Hellen Zauber strahlte das beschwingte Allegro moderato mit seinen ständig sich wiederholenden Achteln und Oktavsprüngen aus. Melodisch weich in wiegendem Rhythmus erklang das lyrische Andante, in dem abwechselnd die gedämpften Streicher und die Bläser gefangen nahmen. Nach einem heiter verspielten Menuett und Trio beschloss die Symphonie ein funkensprühendes Finale, das die Freiburger mit großer Virtuosität bei den Bläsern zu Gehör brachten. Zu Herzen ging immer wieder der dialogische Wechsel zwischen Violine und Orchester.
Mozarts Klavierkonzert Nr. 9 in Es-Dur verströmte berückenden Wohlklang. Kristian Bezuidenhout am Hammerflügel beeindruckte das Publikum mit technisch makellosem und feinfühligem Spiel. Der Pianist betörte bereits im Allegro nach der eröffnenden Fanfare des Orchester-Tuttis mit dem zum Nachsummen animierenden Thema. Dunkel und schwermütig im Kontrast zum Allegro ertönte das Andantino, das der Pianist völlig unprätentiös und philosophisch abgeklärt interpretierte. Bisweilen schien es, als tupfe er die Tasten nur an, so zart und durchsichtig erklang sein Spiel. In den Kadenzen setzte er sinnend subtile Pausen.
Hochvirtuos und geistvoll mit gezupften und gestrichenen Streicherpassagen war das Rondo, dessen kleines Achtelmotiv mit dem Hauptmotiv der g-Moll-Symphonie vergleichbar ist. Voller zarter Wehmut nach einem fröhlichen Dialog zwischen Klavier und Orchester verklang der Satz ungewöhnlich im Pianissimo. Schade nur war’s, dass Teile des Publikums, wie bereits in der Symphonie, Beifall schon jeweils nach den einzelnen Sätzen bekundeten.
Nach der ausgiebigen Pause im Schlosspark mit Sonnenuntergang, Wasserspielen und Alphornbläsern stand als musikalischer Meilenstein Mozarts g-Moll- Symphonie Nr. 40 KV 550 auf dem Programm. Gottfried von der Goltz dirigierte sein Freiburger Barockorchester präzise und souverän. Dramatisch und packend war das vorwärtsdrängende Drei-Noten-Motiv im Molto allegro, das von den Streichern mit Geschmeidigkeit und Eleganz in Töne gesetzt und von den Holzbläsern motivisch weitergeführt wurde.
Weiches Strömen
und hartes Hämmern
Mit weichem Strömen der Streicher, dann wieder mit hartem Hämmern ertönte das Andante. Monoton und kraftvoll klangen die rasant absteigenden 32-stel-Figuren, die das ganze Orchester mal in ungebrochenem Forte, mal zart und leise spielte. Im Menuetto-Trio berührten chromatisch getönte Holzbläser, sanfte Oboenpassagen und ein Hornsolo. Mit mitreißender Wucht schwang sich im beständigen Wechsel von Forte und Piano das aufsteigende Hauptthema des Finalsatzes auf, um sich dann in Einzelteile aufzulösen.
Nach dem erschütternden Moll-Abschluss der g-Moll- Symphonie spendete das Publikum dem Freiburger Barockorchester lang anhaltenden, stürmischen Applaus, für den es sich noch mit dem Finale aus Mozarts früher G-Dur-Symphonie bedankte.