Stadt im Kaleidoskop kreativer Ideen

von Redaktion

Kunstverein Traunstein lotet in Jahresausstellung vielfältige Betrachtungsansätze aus

Traunstein – Passend zum diesjährigen Jubiläum „650 Jahre Stadtrechte Traunstein“ erweitert der Kunstverein Traunstein das Thema in seiner aktuellen Jahresausstellung um die Frage „Was ist eine Stadt?“. Als Antwort darauf präsentieren rund 75 Künstler ein wahres Feuerwerk an kreativen Ideen, Inszenierungen und Techniken. Diese sind noch bis 3. August in der städtischen Galerie und im Kulturforum Klosterkirche zu sehen ist.

Drei weitere Ausstellungsorte

Neben diesem Ausstellungsschwerpunkt gibt es noch an drei weiteren Orten thematische Erweiterungen: Im Erdgeschoss des Landratsamtes stellen die diesjährigen Jury-Mitglieder Carsten Lewerenz, Evelyn Thußbas und Jeffrey Veith aus. Im Rahmen eines Litfaßsäulen-Projekts sind an fünf Orten großformatige Stadtansichten aus New York, München, Triest, Aland in Finnland und Traunstein zu sehen.

Im Schaufenster des ehemaligen Geschäfts „Hut Braun“ in der Ludwigstraße wiederum präsentiert Merlin Meister eine sehr ambitionierte Sonderausstellung. Unter dem Titel „Corpus Fascisticus Dissolutio“ setzt sich der ehemalige Student der Hochschule für Buchdruck und Grafik in Leipzig mit Hinterlassenschaften des NS-Bildhauers Josef Thorak am Chiemsee und dem Umgang damit auseinander.

Als Einstimmung auf das vielschichtige Thema „Stadt“ empfiehlt sich eine von der Gastkünstlerin Kathrina Rudolph aus Augsburg gestaltete Ausstellung in der Ausstellung. Unter dem Motto „Berlin, Berlin, Hommage an eine Stadt“ zeigt sie verschiedene aufklappbarer Stadtansichten voller collagenartig hintereinander gestaffelten Details. Diese 3D-Erlebnisausflüge greifen prägende Themen in den unterschiedlichen Stadtteilen auf.

Uli Reiter aus Gstadt nimmt den Betrachter in seinem Filmprojekt „Innenleben“ auf eine dramatisch-poetische Reise aus persönlichen Reminiszenzen in Lost Places-ähnlichen Szenarien mit. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz lässt er dabei Tiere und Familienmitglieder von alten Fotos höchst lebendig werden und miteinander in Aktion treten. Zeichnungen seiner an Demenz erkrankten Mutter gewinnen durch Animation ebenfalls ein Eigenleben und stellen mittels KI neue, mitunter surreal wirkende Verknüpfungen her. Als Betrachter schwankt man zwischen Faszination, Begeisterung und Gruselstimmung.

Den neugestalteten Maxplatz greift Herbert Stahl auf, um unter dem Titel „Darf’s etwas mehr sein?“ seiner Fantasie mithilfe der KI freien Lauf zu lassen. In einer eindrucksvollen Fotoserie lassen neue Möbeldesigns, Wiesenlandschaften, Schwimmbadimpressionen oder Sonnenuntergänge am Meer völlig verschiedene Szenerien entstehen.

Der Grafiker Clemens Büntig hat sich für seine nächtliche „Stadtbegehung“ mit der Kamera bewaffnet und Kunststoffsohlen unter die Schuhe geschnallt. Diese dienen ihm anschließend im Atelier als Druckstock für eine Grafik als „Spurensicherung“ ebenso wie die Impressionen im Film.

Generell ist die Vielseitigkeit und der Einfallsreichtum der einzelnen Ausstellungsbeiträge beachtlich. Architektur, Geometrie und formale Kriterien einer Stadt werden ebenso Inhalt künstlerischer Auseinandersetzung wie das innere Erleben des urbanen Raums, Dystopien, Zukunftsvisionen oder das gesellschaftliche Zusammenleben.

Franz Angerer lässt aus Baumskeletten, die er mit Motorsäge und Flamme bearbeitet, eine dystopisch anmutende Hochhausskyline entstehen. Jan Démoulin nimmt uns in seinem Video „Performative New York“ durch eine unglaublich gewitzte, einfallsreiche und kreative Künstlerreise durch Big Apple mit. Judith Metzner zeigt in ihrer Fotoarbeit „Munich is not Mumbai“ die Schlafplätze Obdachloser unter den Sätzen klassischer Dichter in den Arkaden des Münchner Hofgartens.

Bis 3. August

Artikel 1 von 11