Letzte Blüte der Schönheit

von Redaktion

Elke Heidenreich und Marc-Aurel Floros widmen sich beim Immling-Festival der Stadt Venedig

Halfing – Musik, Musik, Musik. Das Immling-Festival im oberbayerischen Halfing ist nach all den Opern- und Musical-Produktionen längst zum singenden und klingenden Hügel geworden. Als weiterer Höhepunkt war eine musikalische Lesung mit Elke Heidenreich ein attraktiver Publikumsmagnet: „Die schöne Stille. Venedig, Stadt der Musik“, so der Titel eines Abends aus Textlesungen, ausgewählten Musikstücken und Fotografien von Tom Krausz, die im Hintergrund auf großer Leinwand passende Illustration zu Text oder Musik waren.

Elke Heidenreich hat dem von ihr so geliebten Ort ein Buch gewidmet. Zusammen mit dem Pianisten Marc-Aurel Floros gestaltete sie ein kurzweiliges Programm, das die Immling-Besucher vom derzeit niederschlagsreichen Bayern in die Schönheit Venedigs spülte. Wenn auch leider von Touristenschwärmen geplagt, bleibt der auf Wasser gebauten Stadt dennoch eine atemberaubende Aura voller Lichter und Klänge – heute wie damals, ein Quell der Inspiration, nicht nur für Künstler und Musiker. Wie Heidenreich eingangs betonte, sei diese Stadt vor allem nachts voller Liebesseufzer, besser alleine als zu zweit zu genießen, im Winter schöner als im Sommer – auch deshalb, weil zu dieser Jahreszeit ihre besondere Geräuschkulisse und Sinneseindrücke intensiver wahrgenommen werden können. Ihre Farben, ihre Luft voller Gerüche und ihre Wasserstraße – der Canal Grande. Heidenreich zitierte, neben ihren ganz eigenen, fast intimen „Reiseerlebnissen“, Texte großer Literaten – von Robert Dessaix „Briefe aus der Nacht“, über Hermann Hesses „Venezianisches Notizbüchlein“ oder Herbert Rosendorfer, der hoch poetisch schrieb: „Venedig war das, was die Welt als letzte Blüte der Schönheit hervorgebracht hat.“

Wie viel Venedig mit Musik zu tun hat – „hier, endlich, erreicht Musik uns ganz“ (Rilke) – erfuhr das Publikum bei den wunderbar ausgewählten und von Marc-Aurel Floros so famos bearbeiteten musikalischen Genussstücken: Da erklangen Werke von Vivaldi, Gluck, Wagner, Verdi, Strawinsky oder Tomaso Albinoni und nebenbei erfuhr man, dass der Vater der Oper, Claudio Monteverdi, mit „L‘ Orfeo“ Venedig als Stadt der Oper etablierte.

Längst war das Publikum voll und ganz in dieser einzigartigen Stadt angekommen, bestaunte, auch dank der großartigen Fotografien, ihre Gässchen, Brücken, die Friedhofsinsel San Michele, den Markusplatz und die Basilica di San Marco (Markusdom), da wurde man auch schon von Felix Mendelssohn auf eine musikalische Gondelfahrt mitgenommen: Mendelssohn Bartholdys „Venezianische Gondellieder“ sind poetische Klavierstücke, die mit schaukelnden Rhythmen, sehnsüchtigen Melodien und einem Hauch Romantik den Zauber Venedigs atmen.

Ein sinneserlebnisreicher Abend, den Heidenreich und Floros dem hingerissenen Publikum da ans Herz legten. Und für jene, die vielleicht den Weg nach Venedig bislang noch nicht geschafft haben, eine durchaus empfehlenswerte Alternative. Die Kombination aus Heidenreichs gelungener Textauswahl, ihre schöne Sprache und die vielfältigen musikalischen und bildhaften Illustrationen kürten den Abend als ein kulturelles Gesamtkunstwerk. Ein willkommener Abstecher in den Süden, der wenigstens für einen Abend über den verregneten bayerischen Juli hinwegtröstete.