Pach und Bach? Der Wechsel von starker und sanfter Lautung in Ortsnamen

von Redaktion

Mitten bei der Vorbereitung dieser Folge von „Vo Ort zu Ort“ ereilte Laura Dahlmeier das traurige Schicksal, ihr Leben infolge eines Steinschlags bei ihrer Klettertour im Karakorum-Gebirge zu verlieren. Wir sind weit davon entfernt, hier der mehrfachen Biathlon-Olympiasiegerin und Biathlon-Weltmeisterin ein Denkmal zu setzen. Dennoch sei ihr das größtmögliche Lob in puncto Sprachgebrauch ausgesprochen: Laura Dahlmeier pflegte nämlich nicht nur ein tadelloses Bairisch, sondern auch ein tadelloses Standarddeutsch, aus dem sie ihre bairische sprachliche Herkunft jedoch durchaus heraushören ließ.

Ähnlich verhält es sich mit dem erfolgreichen Verhältnis von Dialekt und Hochsprache im Falle des Schauspielers Josef Thalmaier (1936 bis 2022), wie man es unlängst in den Wiederholungen der Serie „Dahoam is Dahoam“ aus den Jahren 2011 bis 2012 vernehmen konnte.

In der heutigen Folge soll es, genauso wie bei Laura Dahlmeier und Josef Thalmaier, um das Thema „Bairisch und Hochdeutsch“ gehen, allerdings in sprachhistorischer Hinsicht und im Bereich der Ortsnamen in der Region. Im Mittelpunkt stehen dabei vier Mitlaute (Konsonanten): d und t einerseits, b und p andererseits. Die Laute d und b gelten dabei jeweils als weich und sanft und werden somit auf guad Latein jeweils als „Lenis“ bezeichnet. Die Laute t und p gelten als hart und stark und heißen jeweils „Fortis“.

Schaut man auf die mittelalterlichen Schreibweisen all jener Ortsnamen, die diese vier Mitlaute aufweisen, so beobachtet man in den Urkunden zumeist die Fortis-Variante. Beispiele wären hier etwa Antersberg, das im 12. Jahrhundert „Antersperch“ lautete, und Bach, wie Antersberg in der Gemeinde Tuntenhausen gelegen, das 1149 als Po/v/lochespach in den Traditionen Tegernsee vorkommt. Keine Überraschung: Thal in der Gemeinde Tuntenhausen ist 1127 als „Tala“ überliefert (Traditionen Tegernsee Nr. 198), nicht als „Dala“.

Wie konnte es in alten bairischen Ortsnamen zu „Perch“, „Pach“ und „Tal“ kommen? Im hochdeutschen Dialekt Bairisch wurden p und t – vor 750 – zu pf, und ts/z: Appel zu Apfel, Tegel (lat. tegula) zu Ziegel. Diese Entwicklung führte zu einer Art Kettenreaktion: Die „weichen“ Konsonanten b und d ersetzten die nun fehlenden Fortis-Laute, übernahmen deren scharfe Lautung und wurden zu p und t. Man spricht hier von der „Bairischen Schärfung“. Zum Vergleich: im Niederdeutschen (Plattdeutschen) hieß und heißt es weiterhin „Daal“ statt „Tal“.

Aber: Die hochdeutsch-bairische Fortisierung wurde später teilweise wieder zurückgenommen: Pach und Perch wurden wieder Bach und Berg. Tal wurde – aber nur in der Aussprache – zu „Doi“. Die Schreibung des Namens „Dahlmeier“ berücksichtigt daher diese bairische Aussprache mit der Lenis /d/, während der Ort „Thal“ und der Name „Thalmaier“ in der Schreibweise mit /t/ noch die vormalige „Bairische Schärfung“ aufweisen. Immerhin: Dank des Sprachwandels bei unseren Vorfahren hat es das vormalig bairische „Tal“ ins Standarddeutsche geschafft! Armin Höfer

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