Rosenheim – Bei ungezählten Kulturveranstaltungen hat sie für unsere Heimatzeitung fotografiert, dazu aber auch in den letzten Jahrzehnten viele fundierte Kritiken von Theateraufführungen und anderen Bühnenereignissen verfasst – jetzt ist die Fotografin und Kulturjournalistin Margrit Jacobi in einem Priener Seniorenheim nach längerem Aufenthalt gestorben. Sie war den Redakteuren des damaligen Heimatfeuilletons, Hans Heyn und später Franz Hilger, nunmehr „Kultur in der Region“, mit Raimund Feichtner und Klaus Kuhn sowie deren aller Vertreter Hendrik Heuser eine einsatzfreudige, zuverlässige und kompetente Mitarbeiterin.
Aufgrund von häufig sich zeitlich überschneidenden Ausstellungseröffnungen, Theaterpremieren oder Konzerten hatte sie an vielen Abenden mehrere Foto-Termine hintereinander, was erheblichen Stress bedeutete und fürs Publikum nicht immer völlig lautlos ablief. Besonders gerne besprach sie Ballett-Aufführungen, zudem spielte sie mit bei Produktionen der Regisseurin Marie Elliot-Gartner, auch in englischer Sprache.
Ausgebildet an der Bayerischen Staatslehranstalt für Photographie in München, der heutigen Staatlichen Fachakademie für Fotodesign, arbeitete sie anschließend als Stand- und Pressefotografin bei der Bavaria Filmkunst in Geiselgasteig und als Leiterin des Fotostudios in der Innstraße, das sie von ihrer Mutter übernommen hatte. Seit 1976 war sie freiberuflich in mannigfaltigen Bereichen tätig: Porträtfotografie, Hochzeitsreportagen, Künstler- und Starpostkarten, Werbung, Kataloge für Kunstausstellungen sowie eigene Themenausstellungen in Galerien in München und der hiesigen Region.
Die Fotokünstlerin machte sich nicht nur in Schauspielerkreisen und bei bildenden Künstlern, sondern auch in der Musikerszene bekannt. Ihre Schnappschüsse von Jazzgrößen im Rosenheimer Musiklokal „Le Pirate“ sind dort heute noch zu sehen. Ihre Ausstellungen in der Region erfreuten sich immer zustimmender Beachtung. Besonders gelungen waren ihre Schwarzweiß-Serien mit Titeln wie „Paare“ oder „Herr und Hund“, die zum Beispiel in der „Kleinen Werkraumgalerie“ von Alfons Röckl in Rosenheim begeisterte Besucher fanden.
Hingucker waren auch opulente Farbaufnahmen von Früchten, Gemüse oder Fischen auf südlichen Märkten, gut ausgeleuchtete Blumen-Stillleben oder einfühlsame Blicke auf besondere Gräber in Friedhöfen; sehr dekorative Motive, die häufig Käufer fanden.
Ihre bedeutendste Bilderschau fand 2008 in der Galerie Klinger in Hohenaschau statt, bei der Klaus Jörg Schönmetzler, damaliger Kulturreferent des Landkreises, die Laudatio hielt. Jacobi hatte zusammen mit dem Wasserburger Maler, Fotografen und Galeristen Johannes Klinger in über zweijähriger Arbeit die Ausstellung „Ver – Hüllen – Los“ realisiert. Es ging beiden in ihren durchaus erotischen Arbeiten um „mehr als um die Sichtbarmachung ästhetischer Äußerlichkeiten“, mehr als um nackte Haut. Während Jacobi in ihren Großformaten keine erkennbaren Effekte einsetzte, verwendete Klinger in seinen kleineren Formaten Verfremdungs- und Montagetechniken. Schönmetzler nannte es den Versuch einer „fotografischen Kunst- und Tanz-Performance mit streng definierten Requisiten“, bei der „wie in mancher Spielart der Konzeptkunst nicht die eigentliche Performance, sondern einzig deren bildnerische Transformation als künstlerisches Ergebnis überlebt“. Ständiges Einsatzzentrum für Fotografen war die 1982 eröffnete Rosenheimer Stadthalle, nun Kultur- und Kongress-Zentrum. Der damalige Stadthallenchef Heinz-Werner Bleyl veranstaltete 1992 mit den beiden Fotografen Margrit Jacobi und Stefan Trux eine Foto-Ausstellung vom Bau und der ersten zehn Jahre Kultur- und Kongressbetrieb. Laudator war Franz Hilger, der über seine umtriebige Mitarbeiterin sagte: „Margrit Jacobi gehört zum Rosenheimer Kulturleben wie der Weps zum Zwetschgendatschi.“ Die so Charakterisierte war an diesem Abend nahezu passend in einem lila-schwarz gestreiften Oberteil erschienen. Hendrik Heuser