Ein Herzensprojekt voller Klangwelten

von Redaktion

Ortholf von Crailsheim und Musikerfreunde präsentieren chillige Opern-Elektro-Fusion

Amerang – Ortholf von Crailsheim, Veranstalter der Schlosskonzerte und Opernfestspiele Amerang, hegt eine besondere Affinität zur Oper, besonders zur italienischen. Der Baron mag auch Clubmusik mit Elektro-Beats sehr – er produziert diese sogar selbst. Eine „Opern-Elektro-Soiree“ bot nun die Gelegenheit, den Schlossherrn aktiv auf der Bühne zu erleben. Im intimen Rahmen der Remise demonstrierte von Crailsheim an einem Set-up aus Hardware-Samplern und Hardware-Sequencern, spielbaren Effekten und Synthesizern, wie gut sich seine musikalischen Leidenschaften miteinander vereinen lassen.

Vielleicht ist es dem Mangel an einem Bandnamen geschuldet, dass die illustren Künstler um Ortholf von Crailsheim im Programmheft schlicht als „Musikerfreunde“ bezeichnet werden. Wolfgang Lohmeier ist einer der innovativsten Perkussionisten der deutschen Musikszene. Seit über 30 Jahren arbeitet er als Tonmeister und Produzent, gilt als feinfühliger Spezialist für analoge Bandaufnahmen. Mit der Martina-Eisenreich-Band ist er regelmäßig auf Schloss Amerang zu erleben.

Aus seinem außergewöhnlichen Sammelsurium kurioser Perkussion hat Lohmeier neben zierlichen Zimbeln und Kleingeräten eine afrikanische Riesentrommel, ein Waterphone und ein mannshohes Kuhglockenspiel mitgebracht. Er knüpft mit seinem handgemachten Sound einen soliden Teppich, auf dem die Opern-Elektro-Fusion stattfinden kann. Wie ein Traumfänger leitet er diffuse Klänge und Töne in ein atmosphärisches Ganzes.

Der Rosenheimer Reinhart Knirsch ist nicht nur leidenschaftlicher Saxofonist, er beherrscht auch Hightech-Instrumente wie das digitale Aerophone und das Theremin, ein elektronisches Musikinstrument, das berührungslos gespielt wird und dabei direkt Töne erzeugt. Im Quartett agiert Knirsch unaufgeregt als Fels in der Brandung, setzt mit dem Saxofon oft den harmonischen Schlussakkord hinter wilde Arrangements.

Seit Mariana Pedrozo 2022 die Partie der Zerlina in Mozarts „Don Giovanni“ auf den Opernfestspielen gesungen hat, ist sie Schloss Amerang als Interpretin treu geblieben. Im kurzen Paillettenkleid ist Mariana Pedrozo der funkelnde Mittelpunkt des Abends. Mit elegantem und beweglichem Sopran tritt die Sängerin in Dialog mit elektronischen Sounds, wiederkehrenden Loops, Wortschnipseln und Chören vom Band. Sie berührt in sakralen Sequenzen („Gloria“, „Ave Maria“), singt routiniert klassische Arien („Voi che sapete“, „O mio babbino“), kann aber auch Jazz („Casta Diva“) und – in der Zugabe – sogar Alpenländisches („Andachtsjodler“).

Wenn Wolfgang Raab die Bühne betritt, dann gehört die Aufmerksamkeit allein ihm. Schottenrock und rote Converse Chucks sind das Markenzeichen des großgewachsenen Dudelsackspielers aus St. Georgen, Mitglied der Mittelalter-Rock-Band „Die Feuervögel“. Das Solo „Roter Vogel“ ist einer der Höhepunkte der Show. An diesem Abend feiert Raabs „Weißer Rabe“ im elektronischen Arrangement Premiere.

Als „Herzensprojekt“ bezeichnet Ortholf von Crailsheim die Arbeit mit den Musikerfreunden. Ihr Debüt hatten sie 2023 im Rahmen der „Nacht der Kunst“ auf Schloss Amerang. Das Repertoire entwickelt sich kontinuierlich weiter, auch wenn die gemeinsamen Proben viel zu selten sind, wie von Crailsheim einräumt. Angela Pillatzki

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