Entführung in ein musikalisches Zauberland

von Redaktion

Kammermusik mit magischem Tiefgang bei Konzert im Rahmen von „Suchers Seeoner Leidenschaften“

Seeon – „Es war einmal, so hebt es an, ein Zauberland, so fern und nah. … Dort lebt die Zeit, dort ruht die Welt, wo Schumanns Magie uns hält.“ Dieses Gedicht von Albert Rieux hatte C. Bernd Sucher, Kurator vpm „Suchers Seeoner Leidenschaften“ als Leitmotiv für das Konzert im Festsaal von Kloster Seeon gewählt. Und die beiden Musikerinnen – an der Viola Christina Biwank, Solobratschistin der Dresdner Philharmoniker, und Pianistin Anne Schätz, Musikpädagogin und Kammermusikerin – verzauberten wahrlich mit ihrer Interpretation von Schumann und weiteren Komponisten.

Schumanns Fantasiestücke op. 73 in der Fassung für Viola und Klavier sind vorwärtsdrängende Stimmungsbilder und genau diese zunehmende Intensität ließen die beiden Musikerinnen spür- und hörbar werden. Auch bei Schumanns Märchenbilder, op. 113 für Viola und Klavier, betrat das Publikum eine Welt der Magie und Poesie, eine Welt der Romantik, aber frei von jeglicher Süße. Leidenschaft und Klangfreude paarten sich hier mit technischer Makellosigkeit und agogischer Feinheit. Zwischen Schumann I und II erklang ein zeitgenössisches, kurzweiliges Stück. „Above Clouds“ (über den Wolken) von Ursula Matlock (1923 bis 2016) reflektiert das romantische Erbe Schumanns und ist doch ein wolkenartiges Gebilde aus tonalen und atonalen Elementen, das nach Kadenzen der beiden Instrumente mit einem pizzicato-Akkord der Viola abrupt und überraschend endet.

C. Bernd Sucher merkte in seiner Moderation an, dass es sein Wunsch war, das Werk eines jüdischen Komponisten mit ins Programm zu nehmen. Dazu bat er Bettina Brand, Expertin von Musica reanimata und Vorsitzende der Dwight-und-Ursula-Mamlock-Stiftung auf die Bühne. Ihr Gespräch drehte sich um die Komponistin, die einst sagte: „Musik ist meine Heimat“ und um die Hoffnung, Schönheit und Aussagekraft ihrer Werke. Poetische Musik, eine Musik von gestern für heute und für morgen. Man müsste sie nur öfter aufführen.

Da reihte sich die Arpeggione-Sonate D 821 von Franz Schubert perfekt mit ein. Im Kloster Seeon in der Fassung für Viola – aber nicht minder eindrücklich. Behutsam, liebevoll, dabei weder zögerlich noch zimperlich, führte sie den Bogen, phrasierte mal fein, mal energisch, nahm sich hier bescheiden zurück und ergriff dort das Wort, ohne einzuschüchtern. Kongenial begleitet von Anne Schätz, die genau so aufmerksam, plastisch und sensibel das „Lied“-Gut ausformulierte. Elegisch, verspielt-virtuos der erste Satz, ausgesprochen lyrisch das adagio und schwungvoll-tänzerisch das Finale im rondoartigen allegretto.

Die erste Zugabe setzte den tänzerischen Schwung mit einer „Nocturne“ von Lena Stein-Schneider, eigentlich Helene Meyerstein (1874 bis 1958), fort. Die zweite Zugabe war der erste Satz, „Widmung“ aus Schumanns Liederzyklus Myrthen, op 25. Worte brauchte es auch da nicht. Elisabeth Kirchner

Artikel 7 von 8