„Sitzen ist jetzt das neue Rauchen“

von Redaktion

Michael Altinger und seine „Brettl“-Gäste

Wasserburg – Beste Unterhaltung mit viel Wortwitz und skurrile Lieder für jede Menge Lacher bot das Montagsbrettl im voll besetzten Rathaussaal. Michael Altinger und seine Gäste Atze Bauer, Antonia Stabinger und Christian Springer stellten die Höhepunkte ihrer aktuellen Kabarettprogramme vor.

Wie erwartet gab Moderator Michael Altinger seine neuesten Brettl-Spitzen zum Einstieg und zur Überleitung zu seinen illustren Gästen zum Besten. Diesmal hatte er die Achtsamkeitsduselei im Visier und das gefühlt überpräsente Phänomen anhand einer Halben Weißbier erklärt. Wo sonst fünf Schlucke gereicht haben, sind es jetzt dank Achtsamkeit 54. Achtsamkeit sei übrigens die beste Strategie um den exorbitanten Preisen in der Gastronomie die Stirn zu bieten.

Auch zum Thema Gesundheit hatte er seine eigene Meinung: „Sitzen ist jetzt das neue Rauchen“, konstatierte Altinger. Denn, wer länger sitzt, stirbt deutlich früher. Wie die E-Zigarette früher beim Raucher sei jetzt der E-Stuhl für den „Sitzer“ am besten geeignet zur Entwöhnung, so seine Schlussfolgerung. Auch am „Sport aus Blödheit“ wie dem „Hobby horsing“, wenn Menschen mit einem Steckenpferd galoppieren, ließ der Gastgeber kein gutes Haar. Vollblut-Gitarrist Andreas Rother begrüßte dann jeden Gast mit einem fetzigen Gitarren-Solo, dass der erste Protagonist des Abends sogleich erwiderte. Comedy-Künstler Atze Bauer dürfte wohl nicht nur über die schärfste Frisur in seiner Zunft verfügen; er ist zudem auch ein so richtig überdrehter Unterhalter. Für ihn sei das Wasserburger Publikum wahrer Hexenkessel. „Wenn du erst einmal im Rathaussaal gespielt hast, dann hast du es geschafft“, lobte sich der aus Franken stammende Comedian. Schräge Lieder zwischen Rock und Heavy Metal waren sein Metier. Dazu spielte er auf einer kopflosen E-Gitarre.

Lehrstunde über die weibliche Anatomie

Atze Bauer brachte den Rathaussaal in Schwingung. Das Publikum sang begeistert mit. „Mach‘ ein Lied und lach‘ mal wieder – das sind die Zutaten für ,Lacht mal Lieder‘“, wie sein neues Programm heißt. Vielleicht nicht ganz jugendfrei, dafür aber umso unterhaltsamer agierte Antonia Stabinger. Ihre Lehrstunde über die weibliche Anatomie war ebenso lustvoll wie lustig, kurzum – einfach nur brillant. Die gebürtige Grazerin erklärte wort- und bilderreich „was unten rum so alles wichtig ist“. Sie hatte sich dazu ein extra „Vulva-Kostüm“ geschneidert, eine mutige Gratwanderung, unterhaltsam, aber mitnichten weder peinlich oder gar platt. Antonia Stabinger gilt als scharfsinnige Beobachterin heikler und gesellschaftskritischer Themen, was sie auch im Rathaussaal bewies. Für ihr Programm wurde sie mit dem österreichischen Kabarettpreis 2025 ausgezeichnet.

Nachdem gleich beide der ursprünglich geplanten Künstler krankheitsbedingt ausgefallen waren, kam nach Antonia Stabinger Christian Springer auf die Bühne. Die Kabarett-Legende aus München-Trudering war der Überraschungsgast des Abends. Seine Analyse zur Einführung der Anschnallpflicht vor 50 Jahren war unglaublich – und doch so wahr, was damals die bizarren Gegenargumente der Automobilhersteller gegen den Sicherheitsgurt anbelangte.

Zum Schluss folgte schließlich ein bewegender Appell gegen Gewalt und Hetze in der Gesellschaft. Christian Springer zeigte, wie eng für ihn Kabarett und politisches, gesellschaftliches Engagement miteinander verbunden sind. „Wir alles sind gefordert, für Frieden, Vielfalt und Toleranz in unserem Land einzutreten“, so Springers Resümee.

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