Bad Aibling – Im Oktober 1950 gründeten regional ansässige Maler den „Kunstverein Bad Aibling“, um die anerkannte Kunsttradition Bad Aiblings zu bewahren und zu pflegen. Leo von Welden, Professor Sepp Hilz, Willi Kreutzer und Heinrich Aigner gehörten zu den Gründungsmitgliedern. Auch Künstler wie Johann Sperl, Brynolf Wennerberg und Professor Hermann Urban schlossen sich an. Bis in die neuere Zeit hinein waren und sind namhafte Bildhauer und Maler Mitglieder. Im Interview berichten Vereinsvorsitzende Martina Thalmayer und Vorstandsmitglied Christine Schönmetzler über das Selbstverständnis des Vereins, die Arbeit in der Vorstandschaft und besondere Ausstellungsprojekte.
Der Kunstverein hat eine ehrwürdige Tradition. Wie bewahrt man eine solche?
Christine Schönmetzler: Die Tradition besteht im Verein letztlich darin, dass sich engagierte Menschen finden, die sich ehrenamtlich für einen gemeinsamen Zweck einsetzen. Im starken Wandel der letzten 75 Jahre war der Kunstverein eine Konstante im kulturellen Leben der Kurstadt Bad Aibling und wird es mit Hilfe der nächsten Generation hoffentlich auch bleiben. Die Galerie im alten Feuerwehrgerätehaus wird nicht nur von Einheimischen, sondern gerne auch von Ausflüglern und Tagesgästen besucht.
Die Förderung zeitgenössischer Kunst war immer das Ziel des Kunstvereins.
Martina Thalmayr: Ja, genau – und dieses Ziel ist nach wie vor der Kern unserer Arbeit. Aber die Art und Weise, wie wir es erreichen können, hat sich verändert. Im digitalen Zeitalter geht es nicht nur darum, Ausstellungen zu machen, sondern Kunst wirklich zugänglich zu gestalten – für alle. Wir möchten die Menschen ermutigen, über den Tellerrand hinauszuschauen, ihre eigene Kreativität zu entdecken und die Aussagen von Kunstwerken verstehen zu wollen. Kunst ist mehr als ein schönes Bild – sie lädt zum Dialog ein, regt zum Nachdenken an und öffnet neue Perspektiven.
Hält der Kunstverein an dem Konzept der unjurierten Mitgliederausstellung weiter fest?
Thalmayr: Unbedingt! Unsere Mitglieder brauchen eine Plattform für ihre Kunst, und genau das können wir bieten – im Unterschied zu einer kommerziellen Galerie. Das Feedback, das sie bei uns bekommen, ist für die Entwicklung unglaublich wertvoll. Mit dem jährlich wechselnden Thema regen wir die Künstlerinnen und Künstler an, sich immer wieder neu auszuprobieren. Seit einigen Jahren bitten wir sie auch, kurze Texte zu ihren Arbeiten zu verfassen. So erhalten die Besucher einen Einblick in die Gedankenwelt hinter dem Werk. Damit schließen wir den Kreis: Wir machen Kunst zugänglich für das Publikum und schaffen gleichzeitig eine lebendige Plattform für unsere Künstler.
Wie gelangt der Verein an die übrigen Aussteller des Jahres?
Thalmayr: Wir haben das Glück, dass wir viele Bewerbungen bekommen – deutlich mehr, als wir tatsächlich zeigen können. Das gibt uns die Möglichkeit, ein spannendes Programm zusammenzustellen. Im Vorstand schauen wir gemeinsam auf die Bewerbungen und versuchen, eine gute Mischung zu schaffen: regionale und überregionale Künstlerinnen und Künstler, unterschiedliche Sparten, verschiedene künstlerische Handschriften. Dadurch bleibt unser Programm abwechslungsreich und immer wieder überraschend.
Welche Ausstellungen sind im Laufe der Jahre besonders in Erinnerung geblieben?
Thalmayr: Da gibt es viele! Ganz groß war natürlich die Wennerberg-Retrospektive, die wirklich ein Höhepunkt für Bad Aibling war. Oder auch die Ausstellung mit Otto Waalkes – die hat ein ganz anderes Publikum angezogen und riesigen Spaß gemacht. Sehr berührend war für uns die Fotoaktion 2016 gemeinsam mit dem Kreis Migration: Geflüchtete haben uns ihre Sicht auf ihre neue Umgebung gezeigt – das war ein starkes und bewegendes Projekt. Und in den Corona-Jahren haben wir mit „Aib-Art“ eine digitale Mitgliederausstellung ins Leben gerufen – das war zwar eine Notlösung, aber zugleich ein spannender Schritt in die digitale Welt.
Schönmetzler: Als Vorsitzende des Kunstvereins in den 1990er-Jahren waren für mich auch die Ausstellungen spannend, die wir in der Stadt und zum ersten Mal im Kurpark organisiert haben.
Gab es Ehrungen für den Verein?
Thalmayr: Ja, und darauf sind wir schon ein bisschen stolz! Zweimal haben wir den Kultursonderpreis erhalten – einmal für die Aktion „VOR-Abriss“ im alten Rathaus und 2021 für unseren Skulpturenpfad. Beides waren Projekte, die weit über den Verein hinaus gewirkt haben.
Ein Vorstand von zehn Personen ist verantwortlich für die Abläufe. Für die Jubiläumsausstellung war jeder mit Aufgaben betraut.
Thalmayr: Genau, wir sind ein großes Team – und das ist auch gut so. Jeder von uns hat sein Spezialgebiet und bringt sich mit viel Engagement ein. So stemmen wir auch aufwendige Projekte wie die Jubiläumsausstellung. Es macht einfach Freude, wenn so viele Menschen gemeinsam an einem Strang ziehen.
Schönmetzler: Dieses Jahr machte mir besonders Freude, da ich gerne große Kunstprojekte betreue und Künstler kennenlerne.