Rohrdorf/Thansau – Auch wenn die Bezeichnung „Legende“ mitunter abgegriffen wirkt, war sie doch für dieses Festivo-Konzert im Foyer von Schattdecor durchaus angemessen. Festspielleiter und Bratschist Johannes Erkes ehrte die Geigerin Ana Chumachenko und den Pianisten Ralf Gothoni völlig zu Recht mit dieser respektvollen Wertschätzung. Ergänzt durch Mark Gothoni (Violine) und Wen Sin Yang (Cello), standen auf dem Programm des hochkarätigen Kammermusikensembles Werke von Beethoven, Schubert und Dvorak.
Ein bezaubernder
Dialog
Heiterkeit strahlte das an Mozart erinnernde frühe Klavierquartett in Es-Dur op. 16 von Beethoven aus. Nach einem behutsamen Beginn mit hellen, perlenden Klavierpassagen entfaltete sich zwischen den einzelnen Instrumenten ein bezaubernder Dialog. Serenadenseligkeit dominierte das Allegro ma non troppo, dessen freundliches Hauptthema zum Mitsummen animierte
Im Andante cantabile nahmen die Streicher mit geschmeidigen Melodiebögen gefangen. Heiter und beschwingt erklang nach dem langsamen Satz das abschließende Rondo mit einem trillerdurchsetzten Ritornell-Thema.
Klangschön war Schuberts frühe Sonate für Violine und Klavier in a-Moll D 385, in der Ana Chumachenko und Ralf Gothoni eine harmonische musikalische Einheit bildeten. Die Sonate wurde vom Klavier mit leisem Ernst eröffnet und setzte sich mit einer ebenfalls vom Klavier vorgetragenen schmeichelnden Melodie fort. Die Violine brachte, oft ausklingend mit zartem Vibrato, fantasievolle Begleitfiguren zu Gehör.
Zu Herzen ging ebenso das melodische Thema im Andante. Während das Menuetto kraftvolle Dramatik kennzeichnete, wechselte das Finale zwischen zarter Melancholie und ausgelassener Fröhlichkeit.
Ein weiterer Glanzpunkt des Abends stellte das Klavierquintett Nr. 2 in A-Dur op. 81 von Dvorák dar. Ergreifend war im Kopfsatz bereits das folkloristisch anmutende kantable Thema, das vom Cello wundervoll vorgestellt wurde. Die Musiker spielten den Satz fein aufeinander abgestimmt mal voller Anmut und Zartheit, dann wieder mit überschäumender Kraft und Energie, sodass Erkes nach dem letzten Ton mitfühlend bemerkte: „Schade, dass man da nicht klatschen kann.“ Das Publikum blieb aber weiter diszipliniert und genoss auch die folgende Dumka, die von melancholischen, nachdenklichen oder auch humorvollen Stimmungen geprägt war und oft zwischen traurigen und heiteren Abschnitten wechselte. Der Satz war beschwingt und farbig und änderte immer wieder das Tempo.
Reichtum
an Variationen
Rhythmische Spritzigkeit dominierte das Scherzo, in dem das Klavier zur akkordischen Begleitung der Streicher einen witzigen Variationenreichtum zum Ausdruck brachte. Intensiv und technisch makellos spielte das Quintett die blitzschnell aufeinander folgenden Gegenstimmen. Tänzerisch ausgelassen erklang schließlich das Finale, das nach großer Entspanntheit mit einer packenden Stretta endete.
Nach dem stürmischen Applaus folgte eine originelle Zugabe von Mark Gothoni und Ana Chumachenko, beide dazu auf dem Bühnenrand sitzend, die aber wiederum in einem erneuten Beifall unterging. Den fulminanten Kammermusikabend wird man noch lange in Erinnerung behalten und darf sich schon auf das nächste Konzert am 2. Oktober freuen.