Zu Herzen gehende alpenländische Volksmusik

von Redaktion

„Gschichtn, Gspiel und Gsang“ lockt an zwei Tagen über 1000 Besucher ins Erler Festspielhaus

Erl – Die Erler Tanzlmusi hatte im Rahmen von „Gschichtn, Gspiel und Gsang“ 13 namhafte Volksmusikgruppen und zwei bekannte Moderatoren zum diesjährigen Sänger- und Musikantentreffen eingeladen, das wegen der Passionsspiele – wie bereits 2019 – im neuen Festspielhaus stattfand. Um möglichst allen treuen Volksmusikfreunden einen Besuch zu ermöglichen, gab es zwei Veranstaltungen mit komplett unterschiedlichen Programmen. Den begeisterten Besuchern wurde die komplette Bandbreite alpenländischer Volksmusik in einer Vielfalt und Qualität geboten, die andernorts wohl nur mehr selten anzutreffen ist.

Unterschiedlichste Besetzungen aus Nord-, Ost- und Südtirol und – wie immer – eine starke Abordnung aus Bayern boten alle möglichen Klangfarben bzw. ein sehr abwechslungsreiches Programm:

Die sauber und innig vorgetragenen Lieder des jungen Oimbliah Dreigsangs und die ausgeglichenen, perfekt aufeinander abgestimmten Stimmen des Dreiwinkl-Gsangs gingen sprichwörtlich unter die Haut. Die „kernigen“ Stommtischsänger aus Brandenberg und der feine Oberauer Viergesang mit der Harfenistin Teresa Klingler aus der Wildschönau vertraten im Gegensatz dazu den traditionellen Unterländer „Manderviergsang“. Für die dezenten, filigranen Töne zeichneten vor allem das junge Harfenduo Osterauer/ Strasser und die Kirchleiten Saitenmusi um ihren Zitherspieler Rudi Ritter verantwortlich. Mit großer Leichtigkeit brachte Gernot Niederfriniger von der Obervinschger Raffelemusi sein Instrument zum Klingen, während er bei der Malser Klarinettenmusi, einer interessanten und sehr hörenswerten Besetzung mit zwei Klarinetten, einer Bassklarinette und Harfe, als „Ziacherer“ mit der Steirischen aufspielte.

Zu gefallen wussten auch die Windstreich Musikanten – die Mitglieder kommen aus dem ganzen Alpenraum –, bei deren tänzerischen Beiträgen die fast schon virtuos anmutenden Geigerinnen samt der Klarinettistin noch einmal hervortraten.

Die Mitglieder der Schlossgold Musi von Quirin Kaiser dürfen getrost als Erzmusikanten bezeichnet werden, spürt man doch gerade bei ihnen, mit welcher unbändigen Freude und Leidenschaft sie ihre schmissigen Stücke zu Gehör bringen – egal, ob auf der Bühne des Festspielhauses oder nachher beim gemütlichen Beisammensein im Wirtshaus. 4-Klang, zwei Brüder haben sich vor 25 Jahren mit zwei Schwestern zusammengetan, bestachen vor allem auch durch ihre Vielseitigkeit: Klarinette, Steirische, Akkordeon, Posaune, Harfe, Hackbrett, Kontrabass – alle möglichen Instrumente wurden beeindruckend zum Klingen gebracht, und zu guter Letzt auch noch ihre Stimmen.

Die Tiroler Wirtshausmusi um Gustl Retschitzegger, der mit seinen fast 86 Jahren immer noch mit seinen Kindern und Enkeln musiziert und in Tirol schon zu Lebzeiten eine Musikantenlegende ist, zeichnet sich vor allem durch ihre rassige Spielweise aus, wobei sie aus einem großen Fundus von Stücken aus der Feder vom „Gustl“ schöpfen kann. Der gastgebenden Erler Tanzlmusi gelang es bei ihren flotten Stücken – abwechslungsreich instrumentiert, indem Melodieteile entweder von Flügelhorn und Klarinette, von zwei Flügelhörnern, von Flügelhorn und Posaune oder mit der Posaune als Gegenstimme oder als dritte Stimme gespielt wurden – schwungvolle Tiroler Tanzlmusik zu präsentieren. Maßgeblichen Anteil am guten Gelingen der Abende hatten die Sprecher Joch Weißbacher aus der Wildschönau und Siegi Götze aus Marquartstein, die das Publikum von der ersten Minute an auf ihrer Seite hatten.

An beiden Abenden sangen, angestimmt von den Moderatoren, die Sänger und Musikanten samt den Besuchern gemeinsam ein Lied bzw. einen Jodler, bevor die Weisenbläser der Erler Tanzlmusi und der Tiroler Wirtshausmusi jeweils nach dem Ende des offiziellen Programms auf der Anhöhe zwischen dem Festspielhaus und dem Passionsspielhaus den zum Parkdeck strömenden Zuhörern noch einige Weisen auf dem Heimweg „mitgaben“.

Für die teilnehmenden Sänger, Musikanten und Moderatoren war lang anhaltender Schlussapplaus verdienter Lohn für ihre Auftritte und machte gehörig „Appetit“ auf die Jubiläumsveranstaltung „50 Jahre Gschichtn, Gspiel und Gsang“ am 12. September 2026 – dann wieder ganz traditionell im Passionsspielhaus.

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