Musikalisches Fernweh in Klang gegossen

von Redaktion

„Die Abenteurer“ machen mit „Musica della Strada“ Station bei Dynafit in Kiefersfelden

Kiefersfelden – Es war ein Abend, der bleibt: Mit ihrem Programm „Musica della Strada“ gastierte das Trio „Die Abenteurer“ kürzlich im Rahmen der Konzertreihe „Montag und Musik“ im Konzertraum der Firma Dynafit in Kiefersfelden – und verwandelte den bis auf den letzten Platz gefüllten Saal in ein vibrierendes Klangpanorama zwischen Straße und Salon, zwischen improvisierter Leichtigkeit und kammermusikalischer Präzision.

Was die drei Musiker auf die Bühne brachten, war keine Routine, sondern musikalisches Erzählen auf Augenhöhe – intensiv, überraschend und bewegend. Das Publikum spendete anhaltenden Applaus und erklatschte sich am Ende mehrere Zugaben.

Mulo Francel (Saxofone, Klarinetten), Andreas Binder (Waldhorn) und Philipp Sterzer (Flöten) verbindet eine jahrzehntelange gemeinsame Geschichte, die Ende der 1980er-Jahre in einer Schülerband begann und seither von Reiselust, Experimentierfreude und unkonventionellen Klangwegen geprägt ist. Aus Straßenmusik in Berlin, London oder auf mediterranen Plätzen ist ein Ensemble entstanden, das in keiner Schublade Platz findet – und genau darin liegt seine Stärke.

Ob als neapolitanische Serenadenspieler, balkanische Hochzeitscombo oder improvisierendes Jazztrio: „Die Abenteurer“ sind all das – und zugleich viel mehr. Ihre Musik ist archaisch, verspielt, schillernd und tiefgründig. Sie lebt von der Begegnung unterschiedlichster Klangfarben: der warmen Eleganz des Horns, dem geschmeidigen Atem der Flöte und dem rauchigen Sog der Holzblasinstrumente. Dass diese Besetzung außerhalb des klassischen Kanons liegt, macht sie nicht zum Exoten, sondern zum Entdeckerensemble. Denn was hier auf den ersten Blick als klanglich widersprüchlich erscheint – Holzbläser und Blechbläser, improvisatorische Freiheit und strukturelle Klarheit –, wird in der Umsetzung zu einem organischen Ganzen.

Das liegt nicht zuletzt an der künstlerischen Handschrift jedes Einzelnen: Mulo Francel, kreativer Motor von Quadro Nuevo, verleiht dem Trio eine expressive Tiefe und erzählerische Kraft. Andreas Binder, weltweit mit Harmonic Brass auf Konzertreise, bringt kammermusikalische Noblesse und rhythmische Durchlässigkeit ein. Und Philipp Sterzer, Professor für Psychiatrie und Neurowissenschaften, führt mit seiner Jazzflöte die Linien zusammen – leicht, hell und stets mit feinem Gespür für Atmosphäre.

Gespielt wurden eigene Kompositionen ebenso wie eigens arrangierte traditionelle Melodien. Die Stücke wirkten wie kleine Episoden – mal tänzerisch beschwingt, mal kontemplativ und zart, dann wieder wild und eruptiv. Nicht selten schienen sie sich im Moment zu entwickeln, aus dem Atem heraus. Besonders berührend war ein ruhiges Stück in der Mitte des Programms, bei dem die drei Musiker scheinbar die Zeit anhielten – ein Moment, in dem man spürte, wie still ein voller Saal sein kann, wenn Musik alles sagt.

Als nach fast zwei Stunden die letzten Töne verklangen und minutenlanger Applaus den Raum erfüllte, schienen sich nicht nur die Musiker auf der Bühne, sondern auch die Zuhörenden im Saal für einen Moment in einer anderen Welt zu befinden. Eine Welt, in der drei schlichte Melodie-Instrumente genügen, um ganze Geschichten zu erzählen. Volkhard Steffenhagen

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