„Hirankl, Horankl, hupfata Bua …“

von Redaktion

Aus der Volksmusikpflege Die Sprüche und Lieder der Kinder, herausgegeben von Wastl Fanderl im Jahr 1943

Wastl Fanderl (1915 bis 1991) war in Bergen geboren und lebte dann rund drei Jahrzehnte im Heimatort seiner Mutter, in Frasdorf. In seiner ersten eigenen Herausgabe eines Buches 1943 erinnert er sich an die Lieder und Sprüche seiner Kinderzeit und seiner Mutter:

„Heita mei Büabal

tuat schlafa,

hat ja gar nix mehr

zum schaffa,

hat ja gar nix mehr zum toa,

is ja no gar so viel kloa.“

Fanderl gibt dazu folgende Anmerkung: „Ein gesungener Wiegenreim, den meine Mutter, eine Wirtstochter aus Frasdorf, von der Kindsmutter noch weiß (1875).“

Es ist ein sehr beachtliches Büchl, das Fanderl in dieser Kriegszeit 1943 endlich nach längerem Hin und Her, da er ja als Soldat eingezogen war, veröffentlichen konnte – in einer Zeit, da auch Papier rar war und, wenn vorhanden, eventuell für „Wichtigeres“ zurückgehalten wurde, beispielsweise für Plakate und Propagandamaterial der herrschenden Nationalsozialisten in der Zeit des „totalen Krieges“.

In diesem Jahr haben wir nun einen kommentierten Nachdruck dieser Sammlung von Wastl Fanderl fertiggestellt. Darin gehen wir genau auf die Zeitumstände, auf die Mitarbeiterinnen, auf Fanderls Wirken im Reichssender München in den 1930er-Jahren und viele andere Einzelheiten ein. Vor allem aber ordnen wir die Lieder und Kindersprüche den Gewährspersonen und Orten zu, von denen sie stammen. Diesen kommentierten Nachdruck hat die älteste Fanderltochter Monika (1945 bis 2024) initiiert, der wir unsere Arbeit auch widmeten.

„Hirankl Horankl – Liadl vom Alpenland, gesammelt von Wastl Fanderl“, so ist auf dem Außentitel des von Ingrid Sieck-Voigtländer reich bebilderten Buches zu lesen, das sich bis heute im Original noch in vielen Familien findet, wohlbehütet von den „Alten“. 5000 Exemplare wurden wohl in mehreren Chargen gedruckt, viele auch in der Nachkriegszeit von Fanderl verschenkt, da die Menschen kein Geld hatten. Im Innentitel steht: „Wiegengsangl, Kinderversl, Bauernratsl, Jodler und viele lustige Liadl für Dirndl und Buam.“

Fanderl war um die 20 Jahre alt, als er mit dem Sammeln von Liedern und Sprüchen begann und seinem Vorbild, dem Kiem Pauli (1882 bis 1960), nacheiferte. Im Winter 1935/1936 hat er zu seiner ersten Singwoche nach Bergen eingeladen, 1936 war er mit den „Bergener Kindern“ beim Kinderpreissingen in Burghausen, das der Kiem Pauli, Professor Dr. Kurt Huber und der Hauptlehrer Hans Kammerer damals veranstalteten. Mit Sängerfreunden hat er Schellackplatten aufgenommen und allenthalben in Rundfunk-Direktsendungen und in vielen Orten die Volkslieder gepflegt.

Bei all diesen Begegnungen mit singerischen und heimatverbundenen jungen und älteren Menschen hat er auch deren meist mündlich überliefertes Wissen, ihre Lieder, Texte, Bräuche und Erzählungen aufgeschrieben und so vor dem Vergessen bewahrt. Einiges davon ist auch in seine späteren Bücher eingegangen, vieles hat er für das „Hirankl Horankl“ gebraucht. Auch aus dem Verbreitungsgebiet des Oberbayerischen Volksblatts und seiner Heimatzeitungen stammen viele Gewährspersonen. Hier folgen nur wenige Orte mit Beispielen von Wiegenliedern, Kinderreimen und Gstanzln:

Aus Aschau/Chiemgau (von Mariandl Maier): „Schutzi schutzi heidi, i kaf dir a Geigi, i kaf dir a Geigi, kannst spieln damit, schlaf mei Kinderl, schlaf in Fried.“

Breitbrunn (von Rosa Waldherr): „Seppei, Schnebeppei, schneid Hennadreck o, schneid hinum, schneid herum, schneid no a Trumm o!“

Heufeld (von Gottner Schorsch): „Da Meßna tuat läutn, da Jaga tuat jagn, wann Buam recht valiabt san, toans allahand fragn.“

Mühldorf (Georg Sperr): „Toni Lemoni, Bamarantschn Gugu, a gscheckata Goasbock is ma liaba wia du!“

Samerberg (Lisl Müller): „Eins, zwei, Polizei, drei vier, Grenadier, fümf, sex, bucklte Hex, siebm, acht, guate Nacht, neun, zehn, gackert d‘Henn elf, zwölf, kemman d‘Wölf, dreizehn, wer kauft Weizen, wer kauft Korn? – Der is volorn!“

Das sind nur einige Beispiele aus der Fülle der Sprüche im „Hirankl Horankl“, gesammelt von Wastl Fanderl. Am Donnerstag, 30. Oktober, um 19 Uhr stellt Ernst Schusser bei einem Singabend (Bruckmühl, Pfarrweg 11, Anmeldung unter 08062/8078307) Wastl Fanderl und das „Hirankl Horankl“ im Spiegel der damaligen Zeit vor.

Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, die Ihnen bekannten Verse, Texte und Lieder vor dem Vergessen bewahren wollen, melden Sie sich bei mir. Sie erreichen mich über den „Förderverein Volksmusik Oberbayern“ (Pfarrweg 11, 83052 Bruckmühl, Telefon 08062/ 8078307, ernst.schusser@heimatpfleger.bayern). Ich freue mich. Alle Mitteiler erhalten ein kleines Heft mit Liedern.

Ernst Schusser

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