„Wertschätzung“ als überzeugendes musikalisches Konzept

von Redaktion

Konzert des Orchesters Die Arche mit der Organisation Jeunesses musicales im Seniorenzentrum Novalis

Rosenheim – Das Rosenheimer junge Orchester Die Arche hat in Zusammenarbeit mit der Organisation Jeunesses musicales in mehreren Seminaren zum Thema „Werte“ ein ganz besonderes Konzert-Konzept entwickelt. „Wertschätzung“ stand als zentrales Motto über den beiden Konzerten mit Werken von Komponisten , die zu Lebzeiten wenig Wertschätzung erfahren hatten. Begleitend gab es eine Ausstellung mit Werken von Rosenheimer Schülerinnen und Schülern zum gleichen Thema. Und um die Wertschätzung für ältere Mitmenschen zu thematisieren, fanden beide Konzerte im Festsaal des Seniorenzentrum Novalis statt, das seinerseits aus Wertschätzung für die jungen Leute auf die Saalmiete verzichtete. Um es vorwegzunehmen: Die zahlreichen Zuhörer erwartete ein überaus spannender und gelungener Konzertabend, eine großartige Leistung, die die jungen Musikerinnen und Musiker weit über sich hinauswachsen ließ. Den Auftakt machte Franz Schuberts berühmte „unvollendete“ Symphonie in h-Moll, die mit sattem Orchesterklang, träumerischen Streicherkantilenen und einem sauberen Zusammenklang von Bläser- und Streichergruppe bestach.

Die farbenreiche Mississippi-River-Suite“ der amerikanischen Komponistin Florence Price, deren in Vergessenheit geratene Werke 2009 bei einer Hausrenovierung auf dem Dachboden entdeckt wurden, überrascht mit heiter-melancholischen Spiritual-Melodien und einer reichen Instrumentierung unter anderem mit Marimbaphon, Piccoloflöte und Harfe. Das Orchester musizierte mit sichtlicher Spielfreude und bewältigte auch die wildesten Stromschnellen mit Bravour.

Das überaus anspruchsvolle dritte Werk des Abends, die Symphonie e-Moll der ebenfalls amerikanischen Komponistin Amy Beach stellte die jungen Musiker vor große Herausforderungen, denen sie sich jedoch überwiegend gewachsen zeigten. Beachs „Gaelic Symphony“ ist die erste Symphonie einer Frau, die in Amerika öffentlich aufgeführt wurde. Damals wie heute löst sie Begeisterung beim Publikum aus. Amy Beach ist die einzige der drei Komponisten des Abends, die zu Lebzeiten Anerkennung und Erfolg hatte – um dann allerdings wieder in Vergessenheit zu geraten. Weil sie eine Frau war? Rainer Heilmann-Mirow und seinem Orchester kann man jedenfalls nur gratulieren, die beiden verschollenen Werke ganz im Sinne der „Wertschätzung“ aus der Versenkung geholt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu haben.

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