Der fast nicht böse Mann am Klavier

von Redaktion

Matthias Walz bei den Rosenheimer Kleinkunsttagen

Rosenheim – Vor voll besetztem Haus auf der Bühne im Lokschuppen präsentierte Matthias Walz im Rahmen der Rosenheimer Kleinkunsttage sein Programm „Der böse Mann am Klavier“. Dabei wurde schnell klar – so richtig bös kann Walz gar nicht.

Virtuos bearbeitet der IHK-geprüfte Alleinunterhalter in froschgrünem Outfit das Piano und untermalt die Melodien mit feiner Satire auf Politiker und sexistische Evergreens, die vielgelobten 80er-Jahre und Angst vor künstlicher Intelligenz, Partys der Ü40er und SUVs.

Vor allem Hubsi Aiwanger, der für Comedy perfekte Politiker, und sein Kontrahent und „best friend“ Markus Söder haben es dem Franken angetan. Die alle bewegende Frage – wieso hat Söder Aiwanger nicht nach dem Nazi-Eklat entlassen?, beantwortet Walz frei nach dem Hit der Münchener Freiheit „Ohne dich will ich nicht sein (…) das was ich brauch bist du“. Söder braucht Aiwanger einfach um gut auszusehen und dazustehen.

Ein Song, der, ebenso wie die Neuinterpretation von „Speedy Gonzales“ – Hubsi auf seiner Hazienda in Niederbayern mit Originaleinblendungen von Aiwanger-Zitaten, mit Szenenapplaus bedacht wird.

Ein bisschen böse ist die Aufarbeitung des Wiesnspielverbots von Ballermann-Hit „Leyla“, dessen sexistischen Inhalt und die Doppelmoral der Moralapostel Walz mit einer Zeitreise parodiert. Bereits aus den 20er-Jahren und vom Palastorchester stammt „Wenn ich Liebe brauch, geh ich zu Pauline“, in den 50ern folgt „Sugar Baby“ von Peter Kraus und gipfelt 2000 in G.G. Andersons Song: „Nein heißt ja“. Fazit: Sexistische Lieder gab’s schon immer, aber ob man sie braucht, ist fragwürdig.

Die von den Deutschen hochgelobten 80er-Jahre werden von Walz gerade gerückt: Kalter Krieg, ästhetisches Desaster, Atomkraftdemonstrationen und Waldsterben – da seien „brauner Bär“ und „Ahoi Brause“ noch Lichtblicke des Jahrzehnts. Zum Finale wird`s nochmal sentimental mit der Frage: „Was ist Heimat“ – nix, wo man einen Zaun rum macht, sondern nach Otfried Fischer. „Dahoam is da, wo`s Gfui is“. Nach zwei Stunden Programm verabschiedete sich der gesundheitlich leicht angeschlagene Entertainer mit einem Feuerwerk aus Witzen, Partyspielen und Alleinunterhaltersongs mit Minikeyboard.

Claudia Sieberath

Artikel 6 von 6