„Ich hab‘ mich der Melodie ergeben!“

von Redaktion

Unbekannte Werke unbekannter Komponisten im Künstlerhof

Rosenheim – Der Tonkünstlerverband Südostbayern hatte es gut gemeint, als er im Künstlerhof auf Spurensuche nach Komponisten und vor allem Komponistinnen ging, die in Bayern gewirkt haben oder wirken. Achtzehn Stücke von neun Komponisten waren doch zu viel. Christoph Willibald Gluck und Richard Strauss muss man ja nicht mehr vorstellen, auch wenn das Klavierstück aus op. 3 von Strauss unter den Händen von Yume Hanusch prächtig klang. Sie begleitete auch Sieglinde Zehetbauer und den Hornisten Sebastian Krause bei drei Liedern von Strauss und Franz Lachner.

Dramatischer Sopran
mit klarer Diktion

Krause dimmte sein wohlklingendes Horn, wenn er begleitete, und ließ es sonst romantisch singen, vor allem im Lied „Das Alphorn“ von Strauss. Sieglinde Zehetbauer sang mit dramatischem Sopran und so klarer Diktion, dass man alles gut verstehen konnte, sowohl den lustvollen Wunsch, ein Waldvöglein zu sein, als auch (in „Herbst“) die Klage um den verschwundenen Sommer, beides von Lachner. Rebekka Höpfner spielte zwei Klavierstücke von Josepha Caroline Lang, die, in München 1815 geboren, im 19. Jahrhundert bekannt war und in einer Liga mit Clara Schumann stand: ein lyrisch fließendes „Lied ohne Worte“ und eine schwermütig-markante Mazurka. Höpfner spielte so bestimmt, als wolle sie für diese Komponistin eine Ehrenrettung bewirken. Die kroatische Gräfin Dora Pejacevic starb 1923 in München und komponierte spätromantisch-üppig, wie Constanze Germann-Bauer (Geige) und Maria Bittel (Klavier) hochengagiert zeigten: Einschmeichelnd war der erste Satz der Violinsonate, einfallsreich im Auskosten einer einfachen Tonleiter der andere. Das Hauptwerk des zweiten Teils war die Suite op. 62 für Flöte und Klavier von Roland Leistner-Mayer, ein enorm fleißiger Komponist, der aus Böhmen stammt, aber schon lange in Brannenburg wohnt und jüngst seinen 80. Geburtstag feierte. Eine „suggestive Präsenz“ bescheinigte Walther Prokop, der klug, wissend und witzig durch den Abend führte, dieser Komposition und fügte hinzu, dass hier zarteste Klanggebilde und dramatische Ausbrüche aufeinanderträfen – und gellendes Pfeifen, möchte man hinzufügen. Alice Guinet demonstrierte eindrucksvoll wohltönend den Klang-, Energie- und Charakterreichtum dieses Werks, empfindsam am Klavier begleitet von Eva Schieferstein.

Die übrigen Werke überraschten vor allem mit den instrumentalen Kombinationen: Herbert Baumann (gestorben 2020 in München) schrieb ein Stück für die Mandoline, selten im Konzertsaal gehört. Natalia Marashova kostete die Klangmöglichkeiten dieses Instrumentes voll aus, auch wenn dieses Stück, eine Mischung aus energetischem Rhythmus und Melodik, nicht sehr zündete.

Sonate für Horn
und Harfe

Ausgesprochen melodiös war dafür die Sonate für Horn und Harfe von Jan Koetsier (gestorben 2006 in München), der viel als Dirigent und Komponist im Bayerischen Rundfunk beschäftigt war. Prokop zitierte schmunzelnd Koetsiers kompositorisches Credo in Anlehnung an Goethes „Faust“: „Drum hab‘ ich mich der Melodie ergeben!“ Sebastian Krause wechselte ab zwischen sanft gestopften und vollen Hornklängen, während Johann Niedermaier seine Harfe leis zupfte oder rauschend anschlug.

Hackbrett (Xaver Eckert) und Akkordeon (Ratko Pavlovic) waren die Instrumente in „NUN“ von Patrick Pföß (geboren 1981) der in Traunstein lebt. Mit NUN ist hier der ägyptische Gott des Urgewässers vor der Schöpfung gemeint. Feine fadenförmige Klänge des Hackbretts mischten sich mit ebenso fein geschlagenen Hackbretttönen, dann wurde das große Knopf-Akkordeon brummbassiger, bis alles wieder mild verebbte: meditativ-mystische Klänge. Die Zuhörer, die den Saal nicht ganz füllten, zeigten sich angetan von so vielen Instrumenten, Solisten und Kompositionen.

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