„Der einzige Moment ist jetzt“

von Redaktion

Interview Nigel Kennedy mit Band – ein Weltstar zu Gast im Kuko

Rosenheim – Am Mittwoch, 12. November, wird Nigel Kennedy mit Band im Kultur- und Kongresszentrum Rosenheim zu hören sein. Auf dem Programm „Spiritual Connection“ stehen Werke von Bach, Komeda, Sakamoto und Kennedy (My musical voyage). Der Geiger, der 1977 als 21-Jähriger mit Mendelssohns Violinkonzert in e-Moll unter Riccardo Muti debütierte und dessen Aufnahme von Antonio Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ gut 20 Jahre später zum meistverkauften Klassikalbum aller Zeiten wurde, kennt musikalisch keine Grenzen. Er spielt Vivaldi, Beethoven und Bach, aber auch zeitgenössische E- und U-Musik, sei es Jimi Hendrix oder Jazz. Ginge es allein nach äußerlichen Maßstäben, dann müsste man Nigel Kennedy als Rebell bezeichnen.

Er pflegt seine Irokesenfrisur und liebt bequeme Outfits wie Baggy Pants und Schnürstiefel, und als Fußballfan steht er auch schon mal im Trikot von Aston Villa auf der Bühne.

Wer seine musikalische Widmungen und Brücken zwischen verschiedenen Musikgenres hört, könnte ihn auch musikalisch einen Rebellen nennen. Aber wie sieht er sich selbst? Ein Gespräch mit dem Ausnahmegeiger.

Sind Sie ein Rebell? Musikalisch sind Sie divers aufgestellt – von Vivaldi, Beethoven und Bach bis hin zu zeitgenössischen Komponisten wie Komeda, Sakamoto, Jimi Hendrix und Jazz. Was Sie dann auch an einem Konzertabend miteinander mischen. Und auch äußerlich scheinen Sie nach wie vor wenig Lust auf Frack etc. zu haben.

Rebellen werden nur von Außenstehenden als solche wahrgenommen. Ich versuche, hier eine Balance zu schaffen. Notwendige Traditionen muss man aufrechterhalten, aber einiges, was die klassische und auch die Jazzwelt glaubt vertreten zu müssen, ist schon verrückt unnötig. Solches sollte schon allein zum Wohl der Künstler, der Zuhörer und der Musik selbst abgeschafft werden. Sich wie der Türsteher eines Fünf-Sterne-Hotels verkleiden zu sollen ist etwas stumpfsinnig.

Wie würden Sie Ihre Musik beschreiben? Ist es Crossover oder ist es gerade die Mischung aus Klassik und Moderne, die Sie reizt?

Es ist nicht an mir, meine Musik zu beurteilen, das müssen andere machen. Eine Schönheit, die ich in der Musik entdeckt habe, ist der Raum zwischen den Noten, und eben nicht ihre zerstörerische Ausuferung. Melodie, Harmonie und Rhythmus sind somit gleich wichtig, solange sie sich nicht gegenseitig dominieren.

Was macht für Sie den Reiz der alten Komponisten aus wie Vivaldi oder Bach? Und warum Jimi Hendrix und das Improvisieren?

Bach ist meine tägliche Morgen-Meditation, ohne seine Musik kann mein Tag nicht beginnen. Komponisten wie Jimi Hendrix sind inspirierend, weil sie eine Kategorisierung herausfordern. Vivaldi ist wichtig, weil die Leute überall seine Musik lieben, und Improvisieren ist unsere einzige musikalische Wurzel, die uns verstehen lässt, dass der einzige Moment, den wir haben, jetzt ist. Nebenbei bemerkt: Improvisation passiert in jeder Art von Musik, wenn sie gut ist. Eine Darbietung oder Interpretation, die nur auf gestern gemachten Plänen basiert, wäre ohne Bedeutung für mich oder die Zuhörer.

Seit mehr als 30 Jahren denken die Menschen bei Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ an Nigel Kennedy. Insbesondere Ihre Aufnahme von Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ führte zu einem Hype um Ihre Person. Sollte ein Musiker wichtiger sein als die Musik, die er spielt?

Fritz Kreisler, B.B. King, Jimi Hendrix, Ludwig van Beethoven, Prince würden diese Frage wohl besser beantworten können als ich.

In einem Ihrer früheren Interviews habe ich gelesen, dass Sie in New York Erfahrungen als Straßenmusiker gesammelt haben und sich zum Ziel setzten, die klassische Musik allen zugänglich zu machen, unabhängig von ihrem finanziellen oder ethnischen Hintergrund. Würden Sie sagen, dass Sie diesem Ziel näher gekommen sind?

Ja!

Elisabeth Kirchner

Ticketverkauf

Artikel 5 von 11