Rosenheim – „A scheena Schmarrn“ ist halt „a Schmarrn, aber a schee“, meint die sympathisch freche Kabarettistin Sara Brandhuber bei den Rosenheimer Kleinkunsttagen. In ihrer Einführung konkretisiert die Niederbayerin ihre Vorstellung von Schmarrn gleich in einem mitreißenden Lied.
Charmant entschuldigt die Schnellsprecherin ihr rasantes Sprechtempo mit „erwachsenen ADHS“, das sich – leider – auch nicht vom Tontechniker reduzieren lässt. Sie spricht so schnell, dass sie selbst erkennt: „Oft red ich los, bevor ich nachdenk und mir werd erst bewusst, was ich gsagt hab, wenn i mi ghört hab.“ Da kann es schon mal vorkommen, dass sie mit ihren Äußerungen laut einem Kritiker „dem Fass die Zipfelmütze“ aufsetzt und Streifenpolizisten wie Pfarrer in den Wahnsinn treibt. „Einfach moi des Mei halten“, wäre so gut, aber für Brandhuber keine Option.
Auch in ihrem dritten abendfüllenden Musikkabarett schaut die mit dem bayerischen Dialektpreis ausgezeichnete Künstlerin ganz genau hin und fragt sich unter anderem wieso „Bären keine Hosen, aber Oberbekleidung tragen“, und „ob das von ihr ausgeblasene ewige Licht an den halbe Million Kirchenaustritten schuld ist“. Als zweifache Mutter versucht sie, Fluchen und Schimpfwörter zu vermeiden und weicht gekonnt auf Schwammerlnamen aus dem Pilzlexikon aus mit dem finalen Satz „leck mich doch am Hallimasch“. Auch Baumarktprodukte wie „Hohlbeutel“ und „Seitenflansch“ für die „Schwengelpumpe“ eignen sich bestens für kabarettistische Wortspiele und Missverständnisse, wie sie bis ins Absurde überspitzt beweist.
Einen ganzen Themenkomplex widmet Sara dem Haushalt – vor allem wenn der Mann wieder mal meint, „ich kümmer mich“, oder sich Besuch ankündigt. In ihrem Lied „I ram nimma zsam weng dir, weil i di so gern mog“– untermauert sie urkomisch, wieso sie nur noch bei ungeliebten Gästen einen Hausputz macht und sie ihr Rezept für japanische Brezenknödel niemandem – außer dem Rosenheimer Publikum – verrät. Für Lachsalven sorgte Brandhubers „Mad Mom Musical“ mit umgetexteten Lieblingsliedern ihrer drei Kinder: „Ich will Schlaf, ich will Schlaf“, „Rota Viren in der Igelgruppe“ oder der „Kopflaustruppe im Kindergarten“. Auch wenn „Männer ihr großes Ego in die Wiege gelegt kriegen“ und sich Frauen durch Understatement auszeichnen, kann sich Brandhuber nicht mit der Kritik vom Poeten-Toni abfinden – sie habe in ihren Liedern und Texten keinerlei Poesie. In einem romantischen poetischen Menuett mit proletenhafter Übersetzung sorgt sie für Lachsalven und Applaus in der ausverkauften Bühne im Lokschuppen.
Überaus gelungen ist Brandhuber, die bereits ein Kinderbuch veröffentlicht hat, das Tiergedicht über „Arschlochviecher“ wie Mücken, die den Schlaf rauben, Spinnen im Badezimmer, Motten im Mehl, Schnecken im Salatbeet oder Buchsbaumzüngler im Busch. Absurd witzig ist auch der Beitrag über den Giftnotruf München – 089/19240 – dessen Warteschleifenmelodie mit allen möglichen Giftfällen untermalt wird – auch politischen.
Vor der endgültig letzten Zugabe des Abends mit schillernden Seifenblasen ärgert sich die Kabarettistin noch ausgiebig über die Mittelspurschleicher auf Autobahnen und erntet viel Verständnis. Sara Brandhuber lieferte, was sie versprach – „an scheena Schmarrn“ – voller Witz, Wortakrobatik, scharfsinnig, amüsant und überaus unterhaltsam.
Claudia Sieberath