Bruckmühl – Den Besuchern in der voll besetzten Bruckmühler Kulturmühle bot sich an diesem Abend ein ganz besonders beeindruckendes Kabarett-Erlebnis. Von Anfang an fesselte Bruno Jonas die Aufmerksamkeit der Anwesenden mit humorvoll-intelligenten Überlegungen und präsentierte sein mit Spannung erwartetes neues Bühnenprogramm „Klappe halten“. Dies tat er selbst natürlich nicht, sondern räsonierte scharfsinnig und hintergründig über aktuelle Themen und hatte gleich zu Beginn für das Publikum eine Trigger-Warnung parat: „heute Abend wird nicht gegendert, sprachsensible Ausdrücke werden vermieden“. Besonders im Visier stand die Dummheit, wobei er den Unterschied zwischen dumm und blöd auf seine Art so erklärte: „Blöd, da kann man nichts dazu, um dumm zu sein, braucht man manchmal durchaus Intelligenz“. Da müsse man schon genau hinschauen, besonders bei Politikern.
Mit Blick auf Olaf Scholz und dessen Erinnerungslücken bei Ereignissen in seiner Zeit als Erster Bürgermeister von Hamburg, erklärte Jonas schmunzelnd „ein Politiker muss wissen, woran er sich nicht erinnern kann“. Auch zu US-Präsident Trump hatte er sich Gedanken gemacht: „hat der im Keller der Simpsons gelebt?“ Und für manche Vorschläge der Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Bärbel Bas, hatte er nur kopfschüttelnd ein „Bullshit Barbie“ übrig. Auch beim Entwicklungshilfeministerium sah der engagierte Kabarettist deutlich „Einsparpotenzial“: „44 Millionen Euro für Fahrradwege in Peru?“
Intensiv widmete sich Jonas dann der Frage „Habe ich noch die vorgeschriebenen Ängste?“. Er sieht eine „neue, vermeintliche woke Spitzelmentalität“ in der Gesellschaft aufkommen, die auf Gefühl und nicht auf Verstand setze. Die ideale Anrede hieße dann wohl „Atmende“ oder „Daseiende“. „Ich höre es, aber ich fühle es nicht“. Da hält es der ehemalige Philosophiestudent Jonas lieber mit Sokrates (469 – 399 v. Chr.), der schon damals schrieb „ein unerforschtes Leben ist nicht lebenswert“. Er plädierte deshalb für ein beherztes „trotzdem“ und forderte die Zuhörer auf, „bleiben Sie skeptisch“ und „seid empörungsbereit“, aber nicht ohne Humor, denn eine „Humorzone der Gelassenheit“, wäre ganz in seinem Sinne. Mit einer im Stil des US-Country Musikers Johnny Cash heiter-ironisch vorgetragenen Gesangsdarbietung „Uns ist so wohl zu Mute, wir kämpfen für das Gute“, beendete Bruno Jonas sein neues Programm. „Klappe halten“ erwies sich als überzeugendes, anspruchsvolles Plädoyer eines mit Herzblut agierenden Kabarettisten für eigenständiges Denken. Cornelia Ahrens