Flamenco-Gitarrist Antonio Rey zu Gast in der Villa Sawallisch

von Redaktion

Von der Carnegie Hall auf den grünen Hügel in Grassau – Das „Revolutionäre“ geboten

Grassau – Der Sogwirkung der Flamenco-Gitarre konnte und wollte sich wohl niemand entziehen. Trotz sehr, sehr kurzfristiger Ankündigung waren die Karten für das Konzert des Ausnahmekünstlers Antonio Rey in der Villa Sawallisch binnen kürzester Zeit restlos ausverkauft.

Der 1981 in Madrid geborene Antonio Rey, unter anderem zweimal mit dem Latin Grammy Award ausgezeichnet und für seine Zusammenarbeiten mit Stars wie Paco de Lucía, Al Di Meola oder Alejandro Sanz bekannt, gab sich auf der Bühne vollkommen geerdet und entspannt. In einer Mischung aus Deutsch („alles klar?“), Englisch und Spanisch kündigte er nur ab und an seine jeweiligen Stücke an, aber eigentlich braucht diese kunstvolle Musik keine Worte. Auch keine Erklärung, woher der Name stammt. Die Puristen werden wohl nur die traditionelle Kunstform, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter den Gitanos Andalusiens entstand, mögen, andere wiederum stehen Neuerungen aufgeschlossen und begeistert gegenüber. Und genau dieses „Revolutionäre“ bewies Antonio Rey auf der Bühne der Villa Sawallisch. Mit rasanter Schlagtechnik der ganzen Hand statt des eigentümlichen Rasgueado, in dem die Finger nacheinander nagelseitig über die Saiten gleiten, zauberte er, ließ Melodien perlen, dazu wechselte er Metrik, Rhythmik, Tempo und Tonalität, als sei das alles das Selbstverständlichste dieser Welt. Was für eine raffinierte Technik. Und was für eine einzigartige Fähigkeit, Emotionen zu vermitteln. Das Ausgangsmaterial kam wie von selbst daher: Klassik, Jazz, Filmmusik, Folklore. Zweimal holte Antonio Rey seinen Vater Toni, selbst ein berühmter Flamenco-Gitarrenkünstler, auf die Bühne.

Hier bewahrheitete sich der Sinnspruch „mit der Muttermilch aufgesogen.“ Ein Wimpernschlag genügte beim Vater-Sohn-Duett, um das Flamenco-Spiel noch melodisch-raffinierter, noch elegant-rasanter zu gestalten. Auch Mahmouhd Turkmani – der in der Schweiz lebende Gitarrist, Oud-Spieler und Komponist gilt als Erneuerer und Brückenbauer zwischen zeitgenössischer westlicher und arabisch-traditioneller Musik – ließ es sich nicht nehmen, beim Konzert vorbeizuschauen. Antonio Rey und Mahmoud Turkmani legten eine Improvisation hin, die aufs Großartigste und Wohlfeinste verschiedenste Musikkulturen miteinander verwob. Ebenfalls erwähnen muss man an der Stelle Curt Claus Voigt von der Gitarrenmanufaktur Voigt Luthiers aus Edling bei Wasserburg.

Bei ihm hatte Antonio Rey eine Gitarre bestellt, so kam überhaupt der Kontakt mit der Villa Sawallisch zustande. Von der Carnegie Hall in New York über Edling bei Wasserburg auf den grünen Hügel in Grassau: Da musste man nicht weit reisen, um Flamenco-Kunst auf allerhöchstem Niveau zu erleben. Elisabeth Kirchner

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