Voll krass mit Doppelbass

von Redaktion

Das Quartett von Anna Tsombanis gastierte mit ungewöhnlicher Instrumentierung im „Le Pirate“

Rosenheim – Das Programm des Rosenheimer Jazzclubs „Le Pirate“ ist neben Standards immer wieder für Überraschungen gut, seien es ungewöhnliche Klangexperimente, Eigenkompositionen oder Instrumentierungen. Gerade gastierte eine jüngere Formation aus Wien rund um den kreativen Wirbelwind Anna Tsombanis, ihres Zeichens Tenorsaxofonistin und nicht nur in der Wiener Szene gut vernetzt, wo sie auch mit dem in Rosenheim gut bekannten Roman Schwaller konzertierte. Das Markenzeichen ihrer spannenden Eigenkompositionen sind zwei Kontrabässe, die in Kombination mit ihrem feinen Saxofon und dem unkonventionell agierenden Herbert Pirker am Drumset einen völlig eigenen Sound entwickeln können. Und dabei nicht auf Effekt setzend, sondern mit vielen feinen Nuancen und Abstimmungen, auch um die Möglichkeiten dieses „Doppelbasses“ auszuloten und vor Publikum zu demonstrieren. Dabei bewegte man sich trotz einer neugierig machenden Experimentierfreude und mit einigen Zehenspitzen auf der Schwelle zur Avantgarde, jedoch noch geerdet auf der Basis des traditionellen Jazz.

An den Bässen wirkten Beate Wiesinger und Andreas Waelti und streuten im Rahmen der Gesamtkompositionen immer wieder kleinere „Hörschmankerl“ ein in ihre Performance. Mal rhythmisch, dann wieder im Melodiespiel ergab dies eine reizvolle Kombination. Nach verhaltenem Beginn drehte das Quartett zum Stück „Struggling Hard“ mächtig im Bebopstil auf, ein rasanter Ritt auf mächtigen Wellen, der dann in ruhigerem Fahrwasser mündete. Nach dem meditativen „Geröllfeld 1“ riss der „Mountain Song“ die Gäste im „Le Pirate“ mit, der Sound klang wie ein Treffen skandinavischer Jazzgrößen mit afrikanischen Rhythmikern – große Klasse und irgendwie im Trend zwischen Leo Betzl-Trio und dem neuen Chris Gall-Projekt „Performed“. In diesem Mix aus Powerpassagen und meditativen Phasen ging es munter weiter auf der Grundlage treibender Rhythmik mit einem wunderbar gefühlvollen Saxofon von Tsombanis, mit dezentem Ton voller feiner Nuancen.

Ein ganz neues, starkes Stück gab’s noch zum Finale.Andreas Friedrich

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