Ein doppeltes Jubiläum zum Auftakt

von Redaktion

Die Brüder Sérgio und Odair Assad eröffnen die „Saitensprünge“

Bad Aibling – 25 Jahre „Saitensprünge“ in Bad Aibling und ein 60-jähriges Bühnenjubiläum zweier Ausnahmekünstler: Einen wahrlich würdigen Auftakt der diesjährigen Konzertreihe bildete das Duo Assad, ein Brüderpaar aus Brasilien, die bereits 1965 als Kinder auf der Bühne standen. Auch waren sie bereits bei der ersten Veranstaltungsreihe der Bad Aiblinger „Saitensprünge“ dabei.

Artistische Fähigkeiten
an der Gitarre

Zum Auftakt boten sie eine Gitarren-Interpretation von Astor Piazzolla mit einer Verneigung vor dem großen Tango-Interpreten Anibal Troilo aus der Suite Troileana. Wirbelnde Finger auf den Griffbrettern der beiden Gitarren bewiesen die artistische Fertigkeit der beiden Brüder, die gleichsam selber zu Instrumenten wurden. Portamenti und Glissandi ergänzten sich in musikalischen Dialogen zweier Interpreten, die das Publikum atemlos machten.

Es folgten mit „drei brasilianischen Szenen“ Eigenkompositionen von Sérgio Assad, mit denen dieser in den höchsten Tönen seine eigene melodische Dramaturgie unter Beweis stellte. Eine Verbeugung vor dem großen brasilianischen Gitarristen und Komponisten Radames Gnattali war der zunächst melancholische Walzer, der sich doch in einen Sternenwirbel von Akkorden auflöste. „Eine Woche in Rio“ nannten die Künstler die Abfolge von sieben Stücken, wobei jedem Wochentag eine andere Charakteristik zugeordnet wurde. Das instrumentalisierte einen Arbeitstag auf dem Bauernhof gleichermaßen wie den Melodienreigen auf einer Blumenwiese; um am Sonntag im Maracanastadion beim Fußballspiel zu enden. Von bizarr bis schmeichelnd und von fröhlichem Polka-Rhythmus bis hin zu schäumenden Crescendi boten die beiden Gitarristen ein Kaleidoskop der Klänge.

Die brasilianische Seele präsentierten die Brüder in Choro Nr. 5 des Komponisten Heitor Villa Lobos, die in einer elegischen Melodienfolge schwermütig und dann wieder überbordend daherkam. Mit einer musikalischen Farbpalette „Dyens en trois Temps“ imponierte Sérgio Assad erneut mit eigenem kompositorischem Können. Dieser Ausflug in die Welt französischen Liedgutes, geprägt von geschmeidigen Dissonanzen, ist für jeden anderen Gitarristen eine echte Herausforderung.

Dass die Brüder vor der Welt des Jazz nicht scheuen, bewiesen sie mit einem Stück von Egberto Gismondi, bevor Sérgio Assad erneut mit einer Eigenkomposition akzentuiert und mit brillanten Tempowechseln überzeugte. Selbstverständlich entließ das Publikum die beiden nicht, bevor diese mit einem köstlichen Da capo sich verabschiedeten.

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