„Kunst Geschichte“ in 64 Bildern

von Redaktion

Der Kunstverein Bad Aibling blickt aus Anlass seines 75-jährigen Bestehens in einer Ausstellung zurück

Bad Aibling – Klingende Namen hochkarätiger Künstler aus den Gründungsjahren des Kunstvereins Bad Aibling, später ergänzt durch nicht minder renommierte Kunstschaffende der neueren Zeit, sind aktuell in der Galerie im Alten Feuerwehrgerätehaus zu sehen.

Im Jahre 1950 wurde auf Anregung des Aiblinger Malers Sepp Hilz der „Kunstverein Aibling“ gegründet, der heuer sein 75-jähriges Jubiläum feiert. Die Gründungsmitglieder würden sich freuen, wenn sie sehen könnten, welch dauerhafte Einrichtung daraus geworden ist. Folgerichtig nennt sich die Ausstellung „Kunst Geschichte“, denn was der Besucher hier zu sehen bekommt, zieht sich über die Dauer von knapp 100 Jahren und besitzt hohen kunstgeschichtlichen Stellenwert.

Beeinflusst
vom Jugendstil

Da sind zunächst einmal mehrere Gemälde von Brynolf Wennerberg, 1866 in Schweden geboren. Nach seinem Studium in Paris lebte er in München, England und der Schweiz. 1915 zog er nach Bad Aibling, wo er nach vielen schaffensreichen Jahrzehnten 1950 verstarb. Da er auch für die Werbung arbeitete, ist er einem größeren Personenkreis bekannt. Sein Plakat für Persil mit einer eleganten, blütenweiß gekleideten Frauengestalt ist legendär, Anmut und Eleganz sind vereint in der Figur, und deutlich ist der Einfluss des Jugendstils hier wie in all seinen Bildern zu sehen. Der Kunstverein besitzt zwei Frauenporträts von Wennerberg – das Gesicht ebenmäßig und von keinem Kummer getrübt (Titel „Elegante Dame“) sowie Bilder mit dem Titel „Maler im Freien“ und „Die Töchter am Bett“.

Im gleichen Jahr wie Wennerberg geboren wurde Hermann Urban. Er kam 1866 in New Orleans zur Welt, lebte aber dann zeit seines Lebens in Bad Aibling, wo er 1944 verstarb. Er hat sich um die Entwicklung der Enkaustik in der Malerei verdient gemacht – eine besondere Malweise unter der Verwendung von Wachs.

Fremde und heimische Landschaften waren sein Thema, eindrucksvoll das Bild „Regenwolke mit Fischer“ in der Technik der Enkaustik, auf dem eine düstere Wolke drohend über der Landschaft hängt.

Ernst Liebermann, geboren 1869, ist mit einer Innenansicht des Goethe-Hauses in Öl auf Leinwand vertreten. Ebenfalls 1869 geboren wurde Leo Putz. Er kam in Meran zur Welt und verstarb 1940 ebenda. Der Kunstverein besitzt das Bild „Mädchen im weißen Gewand“, das einen prominenten Platz in der Ausstellung hat. Putz studierte an den Kunstakademien in München und Paris und war Mitbegründer des Künstlerkreises „Die Scholle“. Im Jahre 1899 erblickte in Paris Leo von Welden das Licht der Welt, aber sein Lebensweg führte ihn 1943 nach Bad Aibling und Jahre später – 1952 – nach Bad Feilnbach. Unangepasst an jegliche Stilrichtung schuf er sein Werk – Mensch und Tier, selten eine Landschaft waren seine Themen. Skurril manches Antlitz, Heilige und Unheilige zogen sich durch sein Werk.

Von Sepp Hilz, dem Initiator des Kunstvereins, wurden dem Verein drei religiöse Motive als Leihgaben zur Verfügung gestellt: „Krippe mit Jesuskind“, „Die drei Heiligen“ und „Drei Hirten“. In Bad Aibling geboren, absolvierte Hilz in der väterlichen Kirchenmalerwerkstatt eine Lehre. Ein Besuch der Kunstgewerbeschule in München rundete seine Ausbildung ab. Es gelangen ihm zahlreiche Erfolge in den „Großen Kunstausstellungen“ im Haus der Kunst. Da er als Auftragsmaler arbeitete, gestaltete er zahllose bildnerische Projekte mit vielerlei Motiven.

Die Jugend meldet
sich zu Wort

Es blieben noch viele der „Alten“ zu nennen, alle sehenswert und von hoher künstlerischer Qualität. Aber in den frühen 1960er-Jahren meldete sich die Jugend zu Wort, die mit neuem Kunstverständnis auftrat. Peter Tomschiczek zum Beispiel, 1940 in Iglau geboren und in Ellmosen als freischaffender Künstler lebend, ist in der Sammlung des Kunstvereins mit vier kraftvoll-farbigen Radierungen vertreten, Andreas Legath, 1961 in Kolbermoor geboren, hat mehrere Radierungen des bei Malern beliebten Leibl-Ateliers geschaffen.

Heidi Muggli malte zu Beginn ihrer künstlerischen Tätigkeit Bilder, die mit ihren heutigen nichts mehr gemein haben, aber immer schon in kräftigen Farben in Öl auf Leinwand. Erika Maria Lankes ist mit einer Radierung „Meine Mutter im Sommer“ ausgestellt. Reinhold Pichler sollte genannt werden, Gerhard Prokop und Rolf Märkl. Jedoch müssen wichtige Maler in dieser Abhandlung unerwähnt bleiben, um den Rahmen des Beitrags nicht zu sprengen. Daher die Empfehlung, diese einmalige Ausstellung anzuschauen. 64 Bilder von 38 Künstlern hängen an den Wänden, und diese historische Präsentation wird so schnell nicht wieder zu sehen sein.

Bis 30. November

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