Die Gambe als Stimme der Seele

von Redaktion

Catacoustic Orchester spielt Alte Musik in den modernen Räumen der Dynafit Speed Factory in Kiefersfelden

Kiefersfelden – Ein feiner Hauch von Geschichte durchzog die Dynafit Speed Factory, als das Catacoustic Orchester unter der Leitung der amerikanischen Gambistin Annalisa Pappano im Rahmen der Reihe „Montag und Musik“ gastierte. Acht Musiker entführten das Publikum in die Welt barocker Klangkunst – mit einer Leichtigkeit und Präzision, die Alte Musik in atemberaubender Frische erscheinen ließen.

Im Mittelpunkt stand die Viola da Gamba, jenes Instrument, das im 17. Jahrhundert als „empfindsame Stimme der Seele“ galt. Annalisa Pappano, die auf einer originalen Gambe aus dieser Zeit spielte, machte sie zum poetischen Zentrum des Abends. Mit warmem, dunkel timbriertem Ton und einer überragenden Kontrolle über jedes Detail ließ sie die Saiten singen und flüstern, mal mit lyrischer Innigkeit, mal mit kraftvoller Geste. Besonders in Telemanns Suite für Viola da Gamba und Orchester spannte sie ein filigranes Netz aus Klangfarben. Das Zusammenspiel der Barockviolinen – Eva Röll, Jane Berger, Guillermo Martinez, Mirjam Sendtner und Simon Steinkühler – war präzise abgestimmt und von feiner Transparenz. Unterstützt durch das sensible Cembalospiel von Markus Hanke und die klare Linienführung von Eva Fürtingers Violine entstand ein Klangbild von seltener Homogenität. Das Ensemble zeigte, dass historische Aufführungspraxis keine museale Disziplin ist, sondern lebendige Kunst, die unmittelbar berührt. Pappano führte mit souveräner Ruhe und feinem Gespür für Balance durch das Programm. Händels Air aus der „Wassermusik“ und Bachs Air aus der Orchestersuite Nr. 3 erklangen mit zarter Noblesse, während Purcells Rondeau und Abels Concerto in A-Dur durch rhythmische Leichtigkeit und melodische Klarheit überzeugten.

Den Höhepunkt bildete das Brandenburgische Konzert Nr. 6 von Bach – ein Feuerwerk kontrapunktischer Eleganz, das in der prächtigen Akustik des Raumes voll zur Geltung kam. Volkhard Steffenhagen

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