Vom Klavier zur Kamera

von Redaktion

Neuer Film von Peter Ludwig in der Kinowerkstatt vom Kino Utopia

Wasserburg – Peter Ludwigs neuer Film „War’s das?“ ist ein autobiografischer Rückblick auf sein Leben als Musiker und Kulturschaffender. Entstanden ist eine poetische Dokumentation in bemerkenswerter Bildsprache und mit viel Selbstironie eines Künstlers, von dem es noch viele unbekannte und zugleich überraschende Facetten zu entdecken gibt. Ludwig arbeitet als Pianist, Komponist und Arrangeur. Darüber hinaus sind bislang zwölf abendfüllende Spielfilme und Dokumentationen unter seiner Kameraführung und Regie entstanden. Im Interview erzählt er über sein neues Filmprojekt.

Herr Ludwig, Ihr Filmtitel deutet an, dass Sie an das Ende Ihrer Karriere denken.

„War’s das?“, das würde ich selbst gerne wissen. Als ich vor einiger Zeit alte Langspielplatten mit meiner Musik anhörte, kam die Erkenntnis, dass es jetzt an der Zeit sei, endlich einmal mein Archiv zu ordnen: alte Tonaufnahmen, Videos, CDs, Fotos, Kritiken, Plakate, Programme, Preise und vieles mehr. Ich hatte gerade erst erlebt, wie schnell sich im Leben alles ändern kann, dass es irgendeine nächste Katastrophe vielleicht unmöglich macht, etwas Sichtbares von meiner Arbeit zu hinterlassen. Also begab ich mich, bevor alles verschwindet, auf diese Zeitreise durch rund 50 Bühnenjahre meines Leben als Künstler. Und was den Filmtitel betrifft, ist es legitim nach so langer Selbstständigkeit als Musiker ans Aufhören zu denken.

Ihre Filme sind sehr musikalisch – wie kam es zu diesem Spagat zwischen Klavier und Kamera?

Im Jahr 2008 begann ich, Spiel- und Dokumentarfilme zu drehen, davon ist auch einiges in „War’s das?“ zu sehen. Mein neuer Film steht für eine Chronologie meiner Arbeit auf großen und kleinen Bühnen mit vielen Musikern, darunter auch bekannte Künstler, mit denen ich zusammenarbeiten durfte: Anja Lechner, Hanna Schygulla, Iris Berben, Charlotte Rampling, Hans Peter Cloos, Mulo Francel, Peter Wöpke, Salome Kammer, Krista Posch und viele andere. Oft frage ich mich auch, was wohl aus den Kindern und Jugendlichen geworden ist, die ich zehn Jahre lang als Musiktherapeut in der Psychiatrie begleiten konnte. Musiktherapie war damals noch ein absolutes Novum. Wir hatten sogar eine Band, mit der wir auftraten. Aber im Film geht es nicht nur um mich. „War’s das? spiegelt auch die Zeit und ihren Zeitgeist wider, in der sich alles ereignet hat.

Was treibt Sie an?

Es ist eine Mischung aus großer Hingabe und dem Wunsch, etwas zu kreieren, von dem man selbst begeistert ist.

Meine großen Vorbilder sind Schubert, Beethoven und Debussy, aber auch Keith Emerson von Emerson, Lake and Palmer (ELP), einer in den 1970er-Jahren sehr erfolgreichen britischen Supergroup und Vertreter des Progressive Rock.

Außerdem ist mir auch das musikalische Arrangement wichtig: Es muss funktionieren. Meine musikalische Sprache ist der Tango, der Bossa Nova und auch der Walzer, vieles entsteht dann spontan, improvisiert und ohne Noten. Nicht zuletzt: Bilder, Filmsequenzen und die Musik müssen zusammenpassen.

Wo sehen Sie sich und Ihre Musik in der Zukunft?

Ich habe stets gemerkt, wie wichtig es ist neugierig zu bleiben und künstlerisch vertieft zu arbeiten. Auch nach über 50 Jahren übe ich jeden Tag zwei bis drei Stunden und merke jetzt, was noch alles möglich ist, im Bereich Komposition, Spiel und Improvisation. „War’s das?“ muss nicht das letzte Wort gewesen sein.

Wolfgang Janeczka

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