Eine ergreifende „Winterreise“ in Aschauer Pfarrkirche

von Redaktion

Tenor Christoph Prégardien singt Schubert, begleitet von „La Banda Vecchia“

Aschau – Keinen geringeren als den international renommierten Tenor Christoph Prégardien konnte „La Banda Vecchia“ für die Aufführung der Schubertschen „Winterreise“ in der Aschauer Pfarrkirche gewinnen.

Allein schon das angekündigte Arrangement für Bläserquintett und Akkordeon (großartig hier Hans Maier, Professor für Akkordeon in Trossingen) machte neugierig, denn bekannt ist wohl eher die Fassung für Singstimme und Klavier. In der Fassung des Oboisten Normand Forget konnte sich das zahlreich erschienene Publikum aufs Beste im Geschehen verorten. Denn die Instrumente übernahmen die bildliche Gestaltung, ohne vordergründig oder manieriert zu wirken, während der Sänger wohlfein und intensiv das feine Wort-Tonverhältnis auskostete. Beeindruckend, wie bei Prégardien Textverständlichkeit, Stimmsitz und Endkonsonanten zusammenpassen und nicht minder beeindruckend, über welch Volumen und kontrastierende Farben Prégardien verfügt. Das sanfte mp im berühmten „Lindenbaum“ versinnbildlichte die Erinnerung an vergangene Zeiten, träumerisch-romantisch besang er den „Frühlingstraum“ und feurig-stürmisch „den stürmischen Morgen“. Großartig, welche Gestaltungskraft die Instrumente den Gedichten verliehen. Die „letzte Hoffnung“, von der Flöte (wunderbar Andras Adorjan) mäandernd ausgemalt, „der greise Kopf,“ den melancholisch der warme Klang der Oboe d’amore (großartig Hansjörg Schellenberger) umspielte, das Akkordeon, das einfühlsam den Wanderer bei der „Wasserflut“ begleitete. Wunderbar, wenn Fagott (souverän Stepan Turnovsky) und Horn (einfühlsam Stefan de Leval Jezieriski) trabende Pferde und Posthorn personifizierten und wenn Klarinette (hervorragend Norbert Täubl) und Flöte die Flügelschläge der Krähe darstellten.

Stark geriet auch das „Im Dorfe,“ wenn das Erscheinen des Sängers im Dorf von Gebell der Hunde aka Instrumente begleitet wird. Oder die Szene im Wirtshaus, bei der die Instrumentalisten summten, statt zu musizieren. Da brauchte es keinen Konzertflügel, um der Singstimme ein Fundament zu bereiten.

Mit ihrem homogenen Zusammenspiel beim Konzert sorgten die Instrumentalisten für große Bewunderung. Ansatz, Transparenz, Dynamik – alles wohlfein austariert. Da stimmte einfach alles. Das letzte Lied „Der Leiermann“, sorgte ob der ergreifenden Darbietung für Gänsehaut: „Wunderlicher Alter, soll ich mit dir gehen? Willst zu meinen Liedern deine Leier drehen?“ Allein für die Interpretation dieses vertonten Gedichts muss man sich – man darf es ruhig so sagen – vor Sänger und Instrumentalisten verneigen. Der Winterreise wohnt eine überwältigende, schmerzhaft schöne Schwermut inne, die durch die Fassung für Bläserquintett und Akkordeon noch intensiver, bildstärker, farbenreicher und spannender wurde.Elisabeth Kirchner

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