Wenn der Hafer sticht und die Alte spinnt

von Redaktion

Lustige Lieder, feine Instrumentalmusik und humorvolle Überlieferung beim Herbsthoagart im Hilgerhof

Pittenhart/Niederbrunn – Der Herbst ist die Zeit zum Beieinandersitzen, zum Ratschen und Sinnieren – und zum Musizieren. Im Hilgerhof fand nun der Herbst-Hoagart statt. Die lieb gewordene Tradition des Kulturvereins organisiert mit großer Freude Pittenharts Ex-Bürgermeister Hans Spiel.

Entscheidend für das Gelingen des geselligen Abends, der die bayerische Tradition feiert, ist sicher auch die Auswahl der ausführenden Musikantengruppen. Aus dem wechselweisen Zusammenwirken des Postjaga Dreigsang, den Geschwistern Strasser, der Oberroaner Musi und der Bankerl Musi ergab sich ein belebender volksmusikalischer Reigen. Zwischen mehrstimmigem Gesang und feiner Instrumentalmusik genossen die Gäste einen geselligen Novemberabend, den Sprecherin Regina Schlemer aus Aschau mit humorigen Textlesungen und Witzen bereicherte. In bayerischer Tracht samt Haferlschuh und Edelweiß am Filzhut pflegten heuer sehr junge Musikanten das alpenländische Kulturgut – und zwar dermaßen famos, dass dem ein oder anderen Gast spontan ein kräftiger Juchezer entfuhr.

Den Anfang machte die Oberroaner Musi: Das Quartett aus Zither, Trompete, Gitarre und Diatonischer Ziach begeisterte im musizierfreudigen Miteinander. Die „Bankerl Musi“ saß, quasi zum Anfassen, mitten unter den Gästen und zeigte in ihren Einsätzen, wie wunderbar Gitarre und Ziach zusammenklingen. Ihre schwungvollen Walzer, Märsche und Polkas trieben die neugierigen Stubenfliegen aus dem Winterversteck – und nicht nur die spitzten die Öhrchen. Regina Schlemer knüpfte mit ihren Lesungen den verbindenden roten Faden zu den Themen „Von de Ross“, „Jagerisch“, „Herbst“, „Lustig Tanzen“, „Liab“, „Warme Stubn“ und „Berggeh“. Die gab es vorausgeschickt oder nachgereicht, sodass die mehrstimmigen Lieder mit wirklich traumhaften Jodeleinsätzen die entsprechenden Szenen vor dem inneren Auge aufblitzen ließen.

Apropos aufblitzen: Die Geschwister Strasser aus Riedering, zwei junge Damen und ein Bursch im jugendlichen Alter, beherrschen nebst vokal blitzesauberer Intonation ihre eigene Instrumentalbegleitung mit Harfe, Diatonischer Ziach und Kontrabass. Ihrer guten Artikulation ist es zu verdanken, dass auch nicht ganz Dialektkundige die gesungenen Weisen der Lieder des Postjaga Dreigsangs (in Begleitung von zwei Gitarren) verstehen konnten: „A Herz wia a Vogerl“ oder „Braune Wies’n“ – Momente feinsten Alpenidylls, zum Schwärmen schön.

Ein Abend, gewiss nicht nur für Hiesige, denn allein die teils urkomischen Geschichten von damals, die Schlemer vortrug, trugen zur „Völkerverständigung“ bei und erklärten manch‘ seltsame Redewendung: „Die Alte spinnt“ (am Spinnrad), „den sticht der Hafer“ – meint ein Ross, kann aber auch auf einen hyperaktiven Menschen übertragen werden oder was es (bei Wilderei) mit „Weidegerechtigkeit“ auf sich hat. Kirsten Benekam

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